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  • BKH_Guenzburg Huml in der Neurochirurgie

Krankheitsbilder

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Psychiatrie und Psychotherapie

Was tun, wenn die Psyche krank ist?

Die Psychiatrie befasst sich mit Erkrankungen der Psyche, die das Denken, Fühlen und Handeln beeinträchtigen wie es u.a. bei Depressionen, Demenz, Essstörungen, Angststörungen, Suchterkrankungen und Borderline-Störungen der Fall ist. In einem ersten Schritt stellt der Psychiater eine Diagnose und leitet entsprechende Behandlungsschritte ein. Dazu gehören psychiatrische Gespräche, eine medikamentöse Therapie, psychotherapeutische Behandlungsmethoden, weshalb das medizinische Fachgebiet auch Psychiatrie und Psychotherapie heißt.

Facharzt/Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie

Diagnostik, medikamentöse Behandlung und

Fachbereiche der Psychiatrie: 

  • Die Gerontopsychiatrie bzw. Alterspsychiatrie beschäftigen sich mit den psychischen Erkrankungen des älteren Menschen. Hierbei stehen oft die Krankheitsbilder Demenz, Delir und Depressionen im Vordergrund. Zu beachten sind hier sowohl die biologischen als auch die sozialen Besonderheiten der älteren Menschen.
  • Die Suchtmedizin beschäftigt sich mit Missbrauch und Abhängigkeit von Suchtmitteln wie Alkohol oder illegalen Drogen.
  • Die Allgemeinpsychiatrie beschäftigt sich mit den psychischen Erkrankungen des Erwachsenenalters.
  • Die Psychosomatische Medizin befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen psychischen Faktoren und körperlichen (somatischen) Beschwerden. Zur Behandlung wird zumeist auf die Psychotherapie zurückgegriffen.
  • Die Forensische Psychiatrie und Psychotherapie befasst sich mit der psychiatrischen Begutachtung auf allen Rechtsgebieten und der Behandlung von Menschen, die aufgrund von psychischen Störungen straffällig geworden sind. Hierfür gibt es eigene Abteilungen bzw. Kliniken, die sogenannten Maßregelvollzugskliniken.

Welche individuellen Therapiekonzepte gibt es?

Bei uns steht zu Beginn einer jeden Therapie eine ausführliche Diagnose, die immer mit Zuhören und einem Gespräch zwischen Ärztin oder Arzt und Patient:in beginnt: In umfassenden Anamnesegesprächen ermitteln wir die individuellen Beschwerden, die dann mit Hilfe der Diagnose bekannten Krankheitsmustern zugeordnet werden. Anschließend entwickeln wir eine auf Patient:innen exakt zugeschnittene Therapie. Sie ist ein Zusammenspiel aus einer medikamentösen Behandlung (Pharmakotherapie), Methoden der Psychotherapie und einer lebenspraktischen Anleitung durch speziell ausgebildete Therapeuten (Soziotherapie). Ergänzend setzen wir komplementäre Verfahren wie die Ergotherapie, Musiktherapie, Kunsttherapie und Bewegungstherapie ein. Unsere Patient:innen werden ganzheitlich von Ärzt:innen, Psycholog:innen, Gesundheits- und Krankenpfleger:innen, Sozialarbeiter:innen, Ergo-, Musik- und Bewegungstherapeut:innen betreut. Ziel ist es, den Betroffenen eine langfristige und selbstständige Bewältigung des Alltags zu ermöglichen.

Abhängigkeitserkrankungen

Wenn die Sucht das Leben bestimmt

Welche Symptome gibt es bei einer Abhängigkeitserkrankung?

Bei einer Abhängigkeitserkrankung verlieren Betroffene die Kontrolle über den Konsum von Suchtmitteln wie Alkohol, illegaler Drogen oder Medikamente. Um die gewünschten Effekte zu erzielen, benötigen sie mit der Zeit immer größere Mengen der jeweiligen Substanz. Werden die Suchtmittel nicht kontinuierlich konsumiert, treten Entzugserscheinungen auf.

Es können Symptome wie Kontrollverlust, der Entwicklung einer hohen Toleranz gegenüber dem Suchtmittel sowie Entzugssymptome auftreten. Die Betroffenen haben den starken Drang, die Substanz zu konsumieren. Man bezeichnet dieses enorme Verlangen als „Craving“. Der Konsum der Substanz bestimmt jegliches Denken und Handeln, so dass andere Interessen vernachlässigt werden. Die Sucht bringt für die Abhängigen zahlreiche negative Folgen mit sich. So können Freundschaften und Familien zerbrechen, der Job nicht mehr ausgeübt werden und der gesamte Alltag nicht mehr bewältigt werden. Je nach Art der zugeführten Substanz unterscheiden sich die Rauschzustände und Entzugserscheinungen. Da Alkohol in der westlichen Welt kulturell und gesellschaftlich weitverbreitet ist, zählt er zu den legalen Drogen, die wahrscheinlich am häufigsten konsumiert und missbraucht werden. Unter illegalen Suchtmitteln ist hingegen Cannabis am weitesten verbreitet. Das bloße Konsumieren einer Substanz kann von deren Missbrauch fließend in eine Abhängigkeit übergehen. Viele Menschen leiden neben ihrer Suchterkrankung auch unter weiteren psychischen Störungen.

Was sind die Ursachen einer Abhängigkeitserkrankung?

Süchtig machende Substanzen greifen chemisch in das Belohnungssystem unseres Gehirns ein, das fälschlicherweise – durch die Ausschüttung eines Glückshormons signalisiert – das man etwas Gutes getan hat, das man öfter machen sollte. Eine Abhängigkeitserkrankung entwickelt sich zumeist aufgrund verschiedener Faktoren. So spielt neben der Persönlichkeit des erkrankten Menschen und seinem sozialen Umfeld auch die genetische Veranlagung eine wichtige Rolle.

Wie wird eine Abhängigkeitserkrankung behandelt?

Unsere Behandlung verläuft üblicherweise in vier Therapie-Phasen: Motivationsphase, Entgiftungsphase, Entwöhnungsphase und Nachsorgephase. Entscheidend ist, dass die Süchtigen motiviert sind, in Zukunft auf den Konsum der Substanzen zu verzichten. Ohne Krankheitseinsicht und Motivation des Abhängigen sind die weiteren Phasen kaum durchzuführen. Hat sich die erkrankte Person aktiv für eine Therapie entschieden, erfolgt mit der Entgiftung der körperliche Entzug. Verschiedene Medikamente können hierbei die Entzugssymptome lindern. In der Entwöhnungs-Phase lernen die Betroffenen dauerhaft auf die Substanzen zu verzichten. Die anschließende Nachsorge ist wichtig für die Stabilisierung von Patient:innen. Bei einer Abhängigkeit von Opioiden, wie z.B. Heroin, kann eine Drogenersatzbehandlung – also eine Substitution mit Methadon – hilfreich sein, um Patient:innen auf lange Sicht zu stabilisieren.

Angststörung

Wenn die Angst ständiger Begleiter ist

Symptome einer Angststörung

Angst ist ein alltägliches Gefühl. Sie warnt uns vor Gefahren und Bedrohungen. Kommt es jedoch zu einer dauerhaften Angst, ohne dass eine reale Gefahr oder Bedrohung besteht, so spricht man von einer Angststörung. Es gibt mehrere Arten von Angststörungen, mit teilweise verschiedenen Symptomen: Bei einer Panikstörung erleiden Betroffene wiederholt Angstattacken begleitet von körperlichen Beschwerden wie Herzklopfen, Schweißausbrüchen, Zittern, Beklemmungsgefühl, Brustschmerzen, Schwindel und Todesangst. Spezielle Auslöser können die Betroffenen selten nennen. Bei einer Phobie haben die Erkrankten konkret Angst vor bestimmten Dingen oder Situationen. Das können große Menschenmengen (Platzangst bzw. Agoraphobie) sein oder die Furcht vor Begegnungen mit anderen Menschen (soziale Phobie). Auslöser einer Phobie können auch Tiere wie Spinnen oder spezielle Situationen wie das Fliegen sein. In diesen Fällen spricht man von spezifischen Phobien. Patient:innen versuchen Situationen, die sie in Angst versetzen, zu vermeiden. Anzeichen einer generalisierten Angststörung ist vor allem eine dauerhafte und allgemeine Anspannung. Betroffene machen sich oft im Alltag große Sorgen über eher normale und geringfügige Probleme.

Ursachen einer Angststörung

Angststörungen entstehen durch eine Kombination aus einer genetischen Veranlagung, bestimmter Erfahrungen im Leben und sozialer Konflikte, wobei den erblich bedingten Faktoren eine große Rolle zugeordnet wird. Bestimmte Genveränderungen erhöhen das Risiko, an Angstleiden zu erkranken. Aufgrund von negativen Erlebnissen, können Ängste auch „erlernt“ werden. Das Vermeiden von bestimmtem Verhalten (Agoraphobie) und die „Angst vor der Angst“ (Phobophobie) führen oft dazu, dass Beschwerden weiter bestehen. Auch Konflikte in einer Partnerschaft, der Schule oder am Arbeitsplatz sind mögliche Ursachen einer Angststörung.

Behandlung einer Angststörung

Angststörungen können sowohl durch Medikamente als auch mit Hilfe einer Psychotherapie behandelt werden. Besonders gute Behandlungsergebnisse haben wir mit einer Kombination von beidem gemacht. „Antidepressiva“ wirken bei Angststörungen gut, weil sie den Mangel der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin in bestimmten Hirnregionen ausgleichen. Psychotherapeutisch setzen wir vor allem auf die kognitive Verhaltenstherapie: Betroffene lernen hier, mit ihren Ängsten im Alltag umzugehen, so dass Konfrontationen mit den angstauslösenden Dingen und Situationen psychotherapeutische Bestandteile sind. Dieses Vorgehen definiert man als „Exposition“. Auf diese Weise erfahren die Patient:innen, dass die Situationen eigentlich harmlos sind. In manchen Fällen ist das Einbeziehen von Familie und Freunden, insbesondere durch Partner:in, hilfreich.

Anpassungsstörung

Wenn der Umgang mit Veränderung schwierig ist

Symptome einer Anpassungsstörung

Veränderungen und schwierige Ereignisse gehören zum Leben dazu und sind nicht ungewöhnlich. Für manche Menschen stellen sie aber eine außergewöhnlich hohe Belastung dar. Ihnen fällt es schwer mit Geschehnissen wie dem Tod von Angehörigen, Trennungen, Partnerschaftskonflikten, Krankheiten, Problemen in der Schule oder am Arbeitsplatz umzugehen. Eine Anpassungsstörung äußert sich oftmals ähnlich einer Depression und steht im zeitlichen Zusammenhang mit dem Ereignis. Manche Betroffenen sind traurig, verzweifelt, ängstlich, besorgt und angespannt. Andere zeigen Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressionen und dissoziales Verhalten. Zudem können sich physische Symptome wie Herzklopfen, Zittern und Schlafstörungen zeigen. Viele Menschen konsumieren in solchen Situationen übermäßig viel Alkohol, um sich von ihren Problemen abzulenken. Im schlimmsten Fall kommt es zu Suizidversuchen.

Ursachen einer Anpassungsstörung

Eine Anpassungsstörung entsteht, wenn die ungünstigen Faktoren im Vergleich zu den Ressourcen des Betroffenen überwiegen. Vor allem nach einem belastenden Lebensereignis kann es zu einer Anpassungsstörung kommen. Am häufigsten sind Familien- und Partnerschaftskonflikte ursächlich. Ganz entscheidend ist es, welche Bewältigungsstrategien Betroffene in solchen belastenden Situationen bisher eingesetzt haben, um damit fertig zu werden. Die Persönlichkeitsstruktur, die Fähigkeit zur Resilienz, frühere lebensgeschichtliche Ereignisse und auch das aktuelle soziale Umfeld spielen eine wichtige Rolle.

Behandlung einer Anpassungsstörung

Fokus unserer Therapie ist es, Bewältigungsstrategien zu vermitteln, die einen stabilen Umgang mit der belastenden Situation ermöglichen. Zuhören und intensive Gespräche stehen am Anfang und sind meistens sehr zielführend. Zudem setzen wir psychotherapeutische Maßnahmen aus der Krisenintervention ein. In manchen Fällen, wenn die Betroffenen wiederholt unter den gleichen Problemen leiden oder bestimmten Persönlichkeitseigenschaften vorliegen, kann auch eine längerfristige Psychotherapie erforderlich sein. Tritt die Anpassungsstörung in ausgeprägter Form auf, ist es sinnvoll, vorübergehend Medikamente wie Antidepressiva oder Benzodiazepine einzusetzen.

Bipolar affektive Störungen

Wenn Euphorie und Depression zusammengehören

Symptome einer bipolar affektiven Störung

Bei einer bipolar affektiven Störung leiden die Betroffenen unter extremen Stimmungsschwankungen: euphorische Hochphasen einer Manie wechseln sich mit Tiefphasen einer Depression ab. Die Erkrankung verläuft somit in zwei einander entgegengesetzten Polen.

Während der depressiven Phase leiden die Betroffenen unter den typischen Symptomen einer Depression wie einer traurigen Stimmung, Antriebslosigkeit, schwerfälligem Denken, häufigem Grübeln und schlechter Konzentration. Viele Erkrankte fühlen sich schwach und denken an den Tod. In den manischen Phasen kommt es zum genauen Gegenteil: Die Stimmung der Betroffenen ist euphorisch und sie erleben ein extremes Hochgefühl. Sie haben das Gefühl besser denken zu können, fühlen sich gut, sind von sich überzeugt und teilweise enthemmt. Manche Patient:innen sind sehr leicht reizbar. Nicht selten geben die Betroffenen viel Geld für die Umsetzung von maßlosen Ideen aus und verschulden sich. Das Trügerische ist, dass sich die Patient:innen selbst oftmals nicht krank fühlen. Vielmehr sind es die Angehörigen, die unter den Phasen einer Manie leiden. Manische und depressive Symptome können sich manchmal auch vermischen. In diesen Fällen spricht man von einem affektiven Mischzustand.

Ursachen einer bipolar affektiven Störung

Die genauen Abläufe im Gehirn bei einer bipolar affektiven Störung kennt man bis heute nicht. Man weiß aber, dass erblich bedingte Faktoren, eine wichtige Rolle spielen. Auch lebensgeschichtliche Ereignisse und soziale Umstände beeinflussen den Krankheitsverlauf bipolar Erkrankter ganz wesentlich. Vor allem belastende Ereignisse können depressive Phasen auslösen. Trinken Betroffene viel Alkohol oder nehmen illegale Drogen wie Cannabis, Kokain oder Amphetamine, so kann dies manische Phasen auslösen und verstärken.

Behandlung einer bipolar affektiven Störung

Die Behandlung orientiert sich an drei großen Therapie-Säulen: Pharmakotherapie (Medikamente), Psychotherapie und Soziotherapie. Als Medikament wird bei der Behandlung einer bipolaren Störung vor allem Lithium eingesetzt. Lithium ist ein natürlich vorkommendes Salz, dass die Übertragung von Signalen in den Nervenzellen beeinflusst. Die Stimmung von Patient:innen kann auch mit Epilepsie-Medikamenten gut stabilisiert werden, mit dem Effekt dass sowohl manische als auch depressive Phasen verhindert bzw. abgeschwächt werden. Ebenso können Antipsychotika, also Medikamente zur Behandlung von schizophrenen Psychosen, die Stimmung festigen. In depressiven Phasen kann der Einsatz von Antidepressiva hilfreich sein. Entscheidend ist eine längerfristige Behandlung, da bei bipolar affektiven Störungen ein hohes Rückfallrisiko besteht. Psychotherapeutisch setzen wir zumeist die Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie ein. Hier geht es vor allem darum, manische oder depressive Phasen frühzeitig zu erkennen und diese abzuschwächen. Es hat sich bewährt, frühzeitig auch das soziale Umfeld mit einzubeziehen.

Borderline-Persönlichkeitsstörung

Wenn die Gefühle Achterbahn fahren

Symptome einer Borderline-Persönlichkeitsstörung

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung können ihre Gefühle nur schwer kontrollieren und sind emotional instabil. Die wechselnden Gefühle führen zu großer Anspannung, welche die Patient:innen nur schwer regulieren können: es kommt zu Wutausbrüchen, impulsive Handlungen und Selbstverletzungen. Um diese abzubauen, schneiden sich die Betroffenen häufig mit dem Messer oder fügen sich Brandverletzungen zu. Das sogenannte Ritzen betrifft die Haut nicht nur oberflächlich, teilweise sind die Selbstverletzungen so tief und massiv, dass sie genäht werden müssen. Suizidgedanken und Suizidversuche sind sehr häufig.
Menschen mit einer Borderline-Störung fühlen sich innerlich leer. Sie haben oftmals ein geringes Selbstwertgefühl, ein mangelndes Erleben ihrer eigenen Identität und eine negative Einstellung zu ihrem Körper. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind intensiv, aber meistens sehr instabil. Die Betroffenen versuchen das Alleinsein unter allen Umständen zu vermeiden. In der Folge der Borderline-Störung kommt es häufig auch zu Essstörungen, Abhängigkeitserkrankungen und depressiven Störungen.

Ursachen einer Borderline-Persönlichkeitsstörung

Die Borderline-Störung entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel aus erblich bedingten Faktoren, äußeren Einflüssen im Kindesalter und Traumatisierungen, wie beispielsweise sexueller Missbrauch, Vernachlässigung, emotionaler Kälte oder körperlicher Gewalt. Boderline-Störungen können aber auch in „ganz normalen“ Familien vorkommen. Man geht davon aus, dass die genetische Disposition einen erheblichen Anteil an der Entstehung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung hat. Dazu kommen bestimmte Lebenserfahrungen, ungünstige Grundeinstellungen und schädliche Verhaltensmuster. Etliche Betroffene haben schwere Traumen erlebt – sowohl körperlich, sexuell wie auch emotional. Werden die Empfindungen von Bezugspersonen nicht ernst genommen, verlernen Betroffene in jungen Jahren, ihre Gefühle wahrzunehmen, zu regulieren und Vertrauen in sich selbst zu entwickeln. Man nimmt an, dass die Patient:innen dadurch kein stabiles Selbstbild aufbauen konnten und emotional instabil sind.

Behandlung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung

Wir behandeln Patient:innen mit einer Borderline-Störung sowohl medikamentös als auch psychotherapeutisch. Im Bereich der Psychotherapie steht heute eine Reihe von spezifischen Verfahren zur Verfügung wie die dialektisch-behaviorale Therapie, die schemafokussierte Therapie oder die übertragungsfokussierte Therapie. Am häufigsten wird die dialektischbehaviorale Therapie (DBT) eingesetzt. Hierbei wird zunächst versucht, gefährdende Verhaltensweisen wie Suizidalität und Selbstverletzungen zu reduzieren. Die Patient:innen sollen lernen, ihre Gefühle besser zu kontrollieren. In weiteren Schritten bearbeiten wir dann traumatische Lebensereignisse. Abschließend leiten wir die Patient:innen an, sich im Leben neu zu orientieren. Medikamente helfen vor allem bei der Behandlung von akuten Spannungszuständen und Selbstverletzungsdruck bzw. verhindern solche Zustände. Vorrangig wird auf Antidepressiva, Antipsychotika oder so genannte Stimmungsstabilisierer zurückgegriffen.

Delir

Wenn akute Verwirrtheit das Bewusstsein trübt

Symptome eines Delirs

Bei einem Delir sind wichtige menschliche Fähigkeiten wie Orientierung, Aufmerksamkeit und Denken vorübergehend gestört. Betroffene Personen gelangen meist plötzlich, von einem Moment auf den anderen, in einem verwirrten Zustand. Das auffälligste Anzeichen ist eine „Bewusstseinstrübung“: die Menschen denken und handeln verwirrt. Hinzu kommt oftmals eine Desorientierung im Bezug auf Zeit und Ort. Das kann sich darin äußern, dass die Patient:innen ihren eigenen Namen nicht mehr wissen oder welcher Tag heute ist. Auch das Gedächtnis kann beeinträchtigt sein. Möglicherweise sind die Menschen unruhig oder reagieren verlangsamt, manche haben einen vermehrten oder verminderten Redefluss und reagieren verstärkt schreckhaft. Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist häufig gestört oder sogar völlig umgekehrt. Oft verschlimmern sich die Symptome in der Nacht und sind begleitet von Albträumen. Die Symptome eines Delirs treten zumeist sehr akut auf und können im Laufe des Tages deutlich wechseln.

Ursachen eines Delirs

Bei einem Delir handelt es sich immer um eine akute Störung der Gehirnfunktion. Eine solche Störung kann unterschiedliche Ursachen haben. Vergiftungen mit unterschiedlichen Substanzen oder auch der Entzug von Substanzen können diese auslösen. Am bekanntesten und häufigsten ist sicherlich das Alkoholentzugsdelir. Auch Medikamente und alle körperlichen Erkrankungen können Ursachen für ein Delir sein. Hier sind beispielsweise Infektionen, Entzündungen, Störungen des Salz-Wasser-Haushaltes, Flüssigkeitsmangel und Blutzuckerentgleisungen zu nennen. Nicht selten kommt es auch nach größeren Operationen zu einer plötzlichen Verwirrtheit. Besteht vor dem Eingriff eine Demenz, stellt diese einen wichtigen Risikofaktor für das Auftreten eines Delirs dar.

Behandlung eines Delirs

Zu Beginn einer Therapie steht die Suche nach der Ursache, die wir dann entsprechend behandeln. In schwereren Fällen ist eine intensivmedizinische Überwachung nötig. Wichtig ist, dass die Patienten in einer möglichst reizarmen Umgebung sind. Bei einem Alkoholentzugsdelir werden in der Regel Medikamente wie Benzodiazepinen oder Clomethiazol eingesetzt. Zudem kann die Gabe von Antipsychotika ratsam sein. Bei den Formen eines Delirs werden den Patient:innen zumeist Medikamente aus der Substanzklasse der Antipsychotika verschrieben. Die Symptome eines Delirs gehen normalerweise vorüber und bilden sich bei entsprechender Behandlung oft wieder vollständig zurück. Es handelt sich bei dieser Erkrankung immer um einen Notfall. Eine Nichtbehandlung der entsprechenden Ursache kann für den betroffenen Menschen lebensbedrohlich sein.

Demenz

Wenn das Vergessen bleibt

Symptome einer Demenz

Das wichtigste Zeichen einer Demenz ist die dauerhafte Verschlechterung des Gedächtnisses. Für die Erkrankten wird es zunehmend schwierig, neue Informationen zu speichern, während sie sich an weiter zurückliegende Ereignisse noch lange erinnern können. Hinzu kommt die fehlende Fähigkeit, sich räumlich zu orientieren, zu beurteilen und Informationen zu verarbeiten, was dazu führt, dass die Betroffenen irgendwann den Alltag nicht mehr alleine bewältigen können. Eine Demenz verändert oftmals die gesamte Persönlichkeit der Betroffenen: ruhige Menschen werden aggressiv und reizbar, während andere ungewohnt still, teilnahmslos und apathisch wirken. Keine leichte Situation, die auch Angehörige und Freunde als sehr belastend empfinden.

Ursachen einer Demenz

Eine Demenz kann durch verschiedene Erkrankungen des Gehirns ausgelöst werden, zu denen auch die Alzheimer-Erkrankung zählt. Hier sterben in bestimmten Hirnregionen, in einem langsamen und schleichenden Prozess, immer mehr Nervenzellen ab. Auch Durchblutungsstörungen können hingegen eine vaskuläre Demenz auslösen. Menschen, die unter Bluthochdruck und Diabetes mellitus leiden oder Raucher sind, gelten als besonders gefährdet. Die Symptome beginnen hier oft schlagartig und verschlechtern sich stufenweise. Darüber hinaus gibt es eine Reihe anderer Demenzformen, wie die „frontotemporale Degeneration“, die „Creutzfeldt-Jakob-Krankheit“, den „Normaldruckhydrocephalus“ oder die „Chorea Huntington-Krankheit“. Schließlich können auch Tumore, Infektionen, Entzündungen und Erkrankungen der Schilddrüse zu einem Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit führen.

Behandlung einer Demenz

Leider gibt es für die meisten Demenzformen keine Therapiemöglichkeiten, welche die dahintersteckende Erkrankung stoppen oder die eingetretenen Veränderungen rückgängig machen können. Umso wichtiger ist es deshalb, nach Ursachen zu suchen, wie beispielsweise eine Unterfunktion der Schilddrüse, die behandelbar sind. Medikamente, wie „Acetylcholinesterase-Hemmer“ können bei einer Alzheimer-Demenz die Symptome lindern und den Krankheitsverlauf etwas aufhalten bzw. verlangsamen. Liegt als Ursache eine vaskuläre Demenz aufgrund einer gestörten Durchblutung vor, ist es entscheidend, mögliche Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus rechtzeitig zu therapieren. Auf diese Weise können wir verhindern, dass die Demenz weiter voranschreitet. Wichtig bei allen Demenzformen ist, den Tagesablauf der Betroffenen klar zu strukturieren und Angehörige entsprechend zu beraten.

Depression

Wenn Traurigkeit den Alltag bestimmt

Symptome einer Depression

Betroffene einer depressiven Erkrankung sind über einen längeren Zeitraum sehr gedrückt in ihrer Stimmung. Sie fühlen sich oftmals antriebslos, sind traurig, haben Schwierigkeiten zu denken, sind hoffnungslos und begleitet von einer quälenden Müdigkeit. Sie verlieren das Interesse an vielen Dingen, die ihnen ehemals Freude gemacht haben, grübeln viel, machen sich Selbstvorwürfe und denken an den Tod. Auch körperliche Anzeichen wie schlechtes Schlafen und ein verminderter Appetit treten bei einer depressiven Erkrankung auf. In einigen Fällen verändert sich das Denken derart, dass der Bezug zur Realität verloren geht. Betroffene sind dann beispielsweise überzeugt, schwere Schuld auf sich geladen zu haben oder zu verarmen. Es gibt aber auch Depressionsformen, bei denen Patient:innen über große innere Unruhe klagen. Am Morgen sind die Symptome typischerweise am schlimmsten und bessern sich im Laufe des Tages.

Ursachen einer Depression

Menschen können an Depressionen erkranken, wenn es in bestimmten Regionen des Gehirns zu einem Mangel an Botenstoffen kommt. Es scheint, dass dabei Neurotransmitter wie Noradrenalin und Serotonin aus dem Gleichgewicht geraten sind. Die Unterversorgung mit den Botenstoffen kann viele Gründe haben: einer kann beispielsweise eine Unterfunktion der Schilddrüse sein. In den meisten Fällen findet man aber keine klare körperliche Ursache. Man vermutet, dass ein Zusammenspiel von genetischen Faktoren und negativ prägenden Erfahrungen in der Lebensgeschichte des Betroffenen die Auslöser einer Depression sind. Manche Menschen entwickeln auch aufgrund eines akuten Ereignisses, wie dem Tod der Partnerin oder des Partners, eine Depression.

Behandlung einer Depression

Wir behandeln Depressionen mit einer Kombination aus einer medikamentösen Therapie und Methoden der Psychotherapie. Der Mangel an den Botenstoffen Noradrenalin und Serotonin lässt sich gut mit „Antidepressiva“ einstellen. Ergänzend können nach Bedarf weitere Medikamente wie Antipsychotika oder Lithium verabreicht werden. Neben der medikamentösen Therapie setzen wir verschiedene psychotherapeutische Verfahren, wie die kognitive Verhaltenstherapie, die interpersonelle Psychotherapie und tiefenpsychologische Verfahren ein. Bei chronischen Depressionsformen arbeiten wir mit der CBASP-Therapie, die auf die spezifische Problematik dieser Erkrankung ausgerichtet ist. Wichtiger Bestandteil der Therapie ist, frühe traumatische Erfahrungen im interpersonellen Kontext zu bearbeiten. Unser Ziel ist es immer, unsere Patient:innen umfassend zu therapieren und zu stabilisieren. Hierzu wenden wir auch Therapieformen wie die Ergotherapie, Musiktherapie, Kunsttherapie und Bewegungstherapie an, die positive Effekte haben können. In den meisten Fällen klingen depressive Phasen mit der Zeit wieder ab. Sowohl Medikamente als auch Psychotherapie senken das Risiko für Rückfälle.

Essstörungen

Wenn Essen das Leben dominiert

Symptome einer Essstörung

Bei Menschen mit einer Essstörung kreisen die Gedanken ständig um das Thema Essen. Das Essverhalten sowie das Körperbild und die eigene Wahrnehmung sind stark gestört. Die Betroffenen haben ein geringes Selbstwertgefühl und versuchen oftmals ihre inneren Konflikte über das Essen zu lösen. Es gibt verschiedene Formen von Essstörungen: Menschen mit einer Magersucht (Anorexie) fühlen sich trotz Untergewicht zu dick und essen deshalb nur sehr eingeschränkt. Sie sind von einer krankhaften Angst begleitet, an Gewicht zuzunehmen und dick zu werden. Dem versuchen sie mit Abführmitteln oder exzessivem Sport entgegenzuwirken. Der Tag eines an Anorexie erkrankten Menschen ist in der Regel nur von einem Thema bestimmt: Essen bzw. Nichtessen. Je nach Grad der Unterernährung treten erhebliche körperliche Folgeschäden auf, die lebensbedrohlich sein können wie zum Beispiel Herzrhythmusstörungen, Blutbildveränderungen oder Osteoporose. Bei der Ess-Brech-Sucht (Bulimie) leiden Betroffene unter wiederholten Heißhungerattacken, im Laufe derer sie große Mengen an Essen zu sich nehmen. Sie versuchen die Fressattacken durch selbst herbeigeführtes Erbrechen sowie das Einnehmen von Abführmitteln oder Entwässerungstabletten zu kompensieren. Wie bei der Magersucht haben Betroffene panische Angst übergewichtig zu werden. Regelmäßig kommt es auch hier zu körperlichen Folgeerkrankungen wie Entzündungen der Bauchspeicheldrüse. Bei einer Binge-Eating-Störung leiden Betroffene unter regelmäßigen, mehrfach die Woche auftauchenden exzessiven Essattacken. Erkrankte essen in kurzer Zeit sehr viel und schämen sich dafür. Im Gegensatz zur Bulimie fehlen aber die gegensteuernden Maßnahmen wie Erbrechen oder Einnahme von Abführmittel, so dass Übergewicht die Folge ist. Ihnen ist gemeinsam, dass sie mit seelischen Problemen und einem niedrigen Selbstwertgefühl einhergehen. Alle Essstörungen haben gemeinsam, dass die Verhaltensänderungen verheimlicht und Interessen vernachlässigt werden. Die Betroffenen ziehen sich in vielen Fällen von Familie und Freunden zurück.

Ursachen einer Essstörung

Die Ursachen von Essstörungen sind meist vielfältig. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Zum einen gibt es bei ihnen eine genetische Veranlagung, zum anderen sind Biografie, Persönlichkeit und Beziehungsmuster in der Familie von Bedeutung. Die Betroffenen haben meist ein sehr geringes Selbstwertgefühl und perfektionistische Ansprüche an sich selbst. Sie sind häufig mit einem hohen familiären Erfolgs- und Leistungsdenken groß geworden. Einschneidende Lebensereignisse (Scheidung, Gewalt) und gesellschaftliche Ideale können ebenfalls eine Essstörung auslösen. In unserer Kultur und den sozialen Medien wird ein möglichst schlanker Körper als schön propagiert.

Behandlung einer Essstörung

Die Behandlung einer Essstörung kann sehr langwierig sein. Zunächst ist es wichtig, das Gewicht wieder auf ein normales Niveau zu bringen und die teils lebensbedrohlichen körperlichen Folgeerkrankungen zu behandeln. Ernährungsberatung und das Einüben eines normalen Essverhaltens, zum Beispiel in Kochgruppen, spielen hier eine wichtige Rolle. Psychotherapeutisch können sowohl verhaltenstherapeutische als auch tiefenpsychologische Methoden eingesetzt werden. Besonders bei jungen Patient:innen beziehen wir auch die Familie mit in die Therapie ein. Die medikamentöse Behandlung mit Psychopharmaka wie Antipsychotika und Antidepressiva kann unterstützend eingesetzt werden, spielt aber eine eher untergeordnete Rolle.

Posttraumatische Belastungsstörung

Wenn das Trauma kein Ende nimmt

Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung

Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine verzögerte Reaktion auf ein traumatisches Erlebnis. Das kann Gewalt und Krieg, ein schwerer Unfall oder der Tod eines nahestehenden Menschen sein. Charakteristisch ist, dass die Störung nicht unmittelbar nach dem Erlebnis auftritt. Betroffene erinnern sich ständig an das traumatische Ereignis und durchleben es gedanklich immer wieder. Man spricht hier von „Flashbacks“. Die Menschen sind oft schreckhaft, reizbar, leiden unter Albträumen und vermeiden Situationen, in denen das Trauma wiederkehren könnte. Nicht selten schämen sich die Betroffenen dafür, das Trauma erlitten zu haben.

Ursachen einer posttraumatischen Belastungsstörung

Ursache einer posttraumatischen Belastungsstörung ist ein außergewöhnlich belastendes oder katastrophales Ereignis, wie z.B. Naturkatastrophen, Terroranschläge, Folter oder Vergewaltigung. Nicht bei jedem Menschen lösen solche Ereignisse ein Trauma aus. Entscheidend ist die individuelle Verletzbarkeit: Manche Menschen können besonders leicht emotional verwundet werden, weil sie von ihrer Persönlichkeitsstruktur weniger resilient sind und entwickeln eher eine psychische Störung. Das kann genetisch bedingt sein, aber auch frühere Lebensereignisse und vorherige traumatische Erlebnisse sind ausschlaggebende Faktoren. Das Vermeidungsverhalten und die fehlende Verarbeitung tragen dazu bei, dass die Symptome mitunter dauerhaft bestehen bleiben. Man geht heute davon aus, dass durch das traumatische Erlebnis Regelkreise in bestimmten Gehirnregionen gestört sind. Der Botenstoff Serotonin scheint hier, ähnlich wie bei Depression, Angst und Zwang, eine wichtige Rolle zu spielen.

Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung

Bei der Behandlung eines Traumas ist letztlich eine Konfrontation mit dem Trauma selbst wichtig, um dieses zu verarbeiten. Hierfür werden vor allem psychotherapeutische Methoden, wie die Verhaltenstherapie, als auch tiefenpsychologische Verfahren eingesetzt. Insbesondere hat sich die „EMDR“-Methode bewährt. Hierbei wird der Patient dazu angeleitet, während der Schilderung des Traumas, solange regelmäßige Augenbewegungen durchzuführen, bis die schmerzhaften Empfindungen nachlassen. Medikamentös können Antidepressiva eingesetzt werden, die vor allem auf den Botenstoff Serotonin wirken.

Schizophrene Psychosen

Wenn absurde Gedanken real sind

Symptome einer schizophrenen Psychose

Bei einer schizophrenen Psychose unterscheiden Betroffene nicht mehr ausreichend zwischen Realität und ihrer eigenen Gedankenwelt. Häufig fühlen sie sich verfolgt oder von fremden Mächten beeinflusst.

Eine Schizophrenie kann in verschiedenen Formen vorkommen. Je nach Art treten hierbei ganz unterschiedliche Symptome auf. Häufig leiden die Betroffenen unter Wahnvorstellungen, bei denen ihr persönliches Erleben nicht mehr mit der Realität übereinstimmt. Sie denken beispielsweise, dass andere Menschen ihnen schaden wollen oder sie hören Geräusche oder Stimmen, die zu ihnen sprechen. Oftmals ist ein klares und logisches Denken nicht mehr möglich. All diese Krankheitszeichen werden als „Positivsymptomatik“ bezeichnet, da es hier ein „Zuviel“ an bestimmten Erlebnisweisen gibt. Manche Menschen verlieren aber auch den Antrieb, die Motivation und Konzentration und leiden unter einem „Mangel an Gefühlen“. Hier wird von einer „Negativsymptomatik“ gesprochen, da mit dem Eintreten der Krankheit diese Fähigkeiten verloren gehen. Manchmal sind bei einer Schizophrenie auch die Bewegungsabläufe der Betroffenen verändert. Schizophrene Psychosen können ganz unterschiedlich verlaufen. Sowohl einzelne Krankheitsepisoden als auch chronische Verläufe mit dauerhaften Beeinträchtigungen kommen vor.

Ursachen einer schizophrenen Psychose

Die Psychosen-Symptome entstehen durch einen überschüssigen Botenstoff namens „Dopamin“ in bestimmten Regionen des Gehirns. In einigen Fällen wird dieser Dopaminüberschuss durch Drogen wie LSD oder Cannabis oder auch entzündliche Hirnerkrankungen hervorgerufen. Oft findet man jedoch keine eindeutige körperliche Ursache. Die Medizin geht heute von einem Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren wie Genetik, Infektionen in der Kindheit, frühere belastende Erlebnisse und aktuell schwierigen Lebensumständen aus.

Behandlung einer schizophrenen Psychose

Die Behandlung einer schizophrenen Erkrankung setzt sich im grundlegenden aus drei Therapie-Säulen zusammen: die Verabreichung von Medikamenten (Pharmakotherapie), Methoden der Psychotherapie sowie die lebenspraktische Anleitung durch speziell ausgebildete Therapeuten (Soziotherapie). Der Überschuss an Dopamin im Gehirn lässt sich gut medikamentös mit Antipsychotika behandeln. Vor allem Symptome wie Wahn und Sinnestäuschungen, also die Positivsymptomatik, bildet sich durch die Einnahme von Antipsychotika meist gut zurück. Darüber hinaus gewinnt auch die Psychotherapie, insbesondere die Methode der „kognitiven Verhaltenstherapie“, immer mehr an Bedeutung. Die Betroffenen lernen hierbei, erneute Phasen einer Psychose frühzeitig zu erkennen oder gar zu verhindern. In anderen Fällen kann diese Therapiemethode den Patient:innen auch helfen, mit dauerhaften Beeinträchtigungen aufgrund eines chronischen Krankheitsverlaufes besser umzugehen. Oftmals ist es wichtig das soziale Umfeld mit einzubeziehen und für eine Tagesstrukturierung zu sorgen, was die Aufgabe der Soziotherapie ist. Im Anschluss an eine Krankheitsphase ist eine rehabilitative Behandlung empfehlenswert, um das Rückfallrisiko zu verringern.

Zwangsstörung

Wenn Zwänge unser Tun bestimmen

Symptome einer Zwangsstörung

Unsicherheiten zu ertragen, gehört zum Alltag dazu: Man kann vergessen den Herd auszumachen, die Hände werden schmutzig, man kann einen Unfall haben und geliebte Menschen verlieren. Normalerweise haben wir gelernt, mit diesen größeren oder kleineren Risiken zu leben, für manche Menschen sind sie aber kaum zu ertragen. Menschen mit einem Waschzwang waschen sich unzählige Male die Hände, während sich Kontrollzwänge einem übermäßigen Kontrollieren von allem Möglichen zeigen. Das Verlassen des Hauses wird zum Spießrutenlauf, weil die Betroffenen immer und immer wieder kontrollieren müssen, ob das Bügeleisen aus ist, die Fenster geschlossen sind, sie einen Schlüssel dabei haben und so weiter. Sie zweifeln an ihrer eigenen Wahrnehmung und stellen beispielsweise in Frage, ob sie wirklich gesehen haben, dass das Bügeleisen aus ist. Meistens wissen die Menschen, wie übertrieben ihr Verhalten ist, aber sie können nicht widerstehen, diese sinnlosen Zwangsgedanken zuzulassen und die übertriebenen Zwangshandlungen auszuführen. Menschen mit Zwangsstörungen beschäftigen sich gedanklich häufig mit Gewalt und Aggression, Schmutz, Sexualität, Religion oder Ordnung. Es kann sein, dass jemand stundenlang über Dinge grübelt und verschiedene Alternativen abwägt, was dann als Grübelzwang bezeichnet wird. Bei anderen Betroffenen muss alles eine übertriebene Ordnung haben oder sie malen sich ständig aus, dass Menschen, die ihnen wichtig sind, etwas zustößt. Die Menschen sind durch die Symptome in ihrem Alltag erheblich eingeschränkt. Oft leiden sie zusätzlich an Ängsten oder Depressionen.

Ursachen einer Zwangsstörung

Zwangsstörungen können durch ein Zusammenspiel von genetischer Vorbelastung, hirnorganischen und neurologischen Faktoren, verunsichernden Erfahrungen in der frühen Kindheit, aktuelle traumatische Erlebnisse sowie sozialen Faktoren entstehen. Werden Kinder beispielsweise zu einer übertriebenen Hygiene erzogen und werden ihnen zu wenige Freiräume in ihrer Entwicklung eingeräumt, kann das für die Entstehung einer Zwangsstörung mitverantwortlich sein. Zwangspatienten sind oft übertrieben verantwortungsbewusst und schätzen Risiken übertrieben ein.

Behandlung einer Zwangsstörung

Wir behandeln Zwangsstörungen psychotherapeutisch vor allem mit der Methode der kognitiven Verhaltenstherapie. Hierbei werden Patienten mit angstauslösenden Reizen (z. B. einer verschmutzen Türklinke) konfrontiert und gleichzeitig die damit verbundene Zwangshandlung (z. B. Händewaschen) verhindert. So lernen die Betroffenen, die mit der Situation verbundene Angst und Anspannung in den Griff zu bekommen. Die Psychotherapie kann mit einer medikamentösen Behandlung kombiniert werden, was gute Erfolge zeigt. So sind Antidepressiva sehr wirksam, insbesondere wenn sie spezifisch auf den Botenstoff Serotonin im Gehirn wirken. In manchen Fällen bewähren sich Antipsychotika.

Neurologie

Was passiert, wenn Teile des Nervensystems erkranken?

Die Neurologie befasst sich mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) und des peripheren Nervensystems (PNS). Das ZNS umfasst Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark, welches eingebettet im Wirbelkanal der Wirbelsäule liegt. Zum peripheren Nervensystem zählen alle anderen Nervenbahnen des Körpers wie die Nervenstränge, die Nervenwurzeln und die Muskulatur. Das neurologische Spektrum umfasst sowohl akute Erkrankungen wie Schlaganfälle und Infektionen des Gehirns, aber auch eine Vielzahl an chronischen Erkrankungen wie: Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Amytrophe Lateralsklerose (ALS), Demenz, Dystonie, Neuroborreliosen, Muskelerkrankungen, Nervenwurzelschädigungen, Polyneuropathie, Epilepsie und Normaldruckhydrozephalus.
Da viele Vorgänge des Körpers durch das Nervensystem gesteuert werden, besteht eine enge Zusammenarbeit der Neurologie mit anderen Fachgebieten wie z. B. der Kardiologie, der Neurochirurgie, der Gastroenterologie, der Urologie oder der Augenheilkunde.

Diagnose und Therapie

Um über die entsprechenden Therapiemöglichkeiten entscheiden zu können, steht am Anfang immer eine ausführliche Diagnostik. Diese umfasst als erstes die Erhebung der Vorgeschichte, ergänzt durch Informationen von Bezugspersonen (z. B. Familienmitglieder, Betreuer:innen usw.) sowie die eingehende körperliche Untersuchung, zu der insbesondere die Testung der vorhandenen Reflexe zählt.  
Als bildgebende Untersuchungen stehen uns vor allem die Computertomographie (CT) und die Kernspintomographie (MRT) zur Verfügung.
Veränderungen der Halsgefäße können wir mit der Ultraschalluntersuchung darstellen. 
Weitere Untersuchungen sind Messungen der Nervenleitgeschwindigkeiten, elektromyographische Untersuchungen der Muskeln, Untersuchungen des Nervenwassers (Lumbalpunktion), bei Verdacht auf Entzündungen im Bereich des Nervensystems, sowie die Ableitung der Hirnströme (Elektroenzephalographie) bei Verdacht auf epileptische Anfälle. 

Die Therapiemöglichkeiten sind sehr vielfältig. Vor allem im Bereich der Schlaganfallbehandlung oder auch der Behandlung der Multiplen Sklerose gibt es neue Therapieverfahren, die den Verlauf der Erkrankungen sehr positiv beeinflussen können.
Darüber hinaus stehen uns Therapien mit Medikamenten in Form von Tabletten oder auch als Infusionen (Details bei den jeweiligen Krankheitsbildern) in vielfältiger Weise zur Verfügung.

Oftmals werden in der Neurologie chronische Erkrankungen behandelt, die mit einer Beeinträchtigung des Gehens oder des Sprechens oder auch der Wahrnehmung einhergehen. Die Behandlung durch Krankengymnastik, Massage, Sprachtherapie und/oder Ergotherapie stellt einen wichtigen Baustein der Therapie dar, die gerade bei chronischen Verläufen über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden muss.

Kernbereiche unserer Neurologie sind:

  • Schlaganfallmedizin und Gefäßerkrankungen des Gehirns: Unser Schwerpunkt ist die Behandlung von Patienten mit akuten Schlaganfällen in einer sogenannten Stroke-Unit, über die unser Bezirkskrankenhaus in Günzburg verfügt. Durch die optimale Behandlung in der Stroke Unit und der damit verbunden Frührehabilitation der Schlaganfallpatienten können schwerwiegenden bleibenden Folgen eines Schlaganfalls wesentlich gemindert werden.  
  • Neuroimmunologische Erkrankungen: Diagnostik und Behandlungen von Erkrankungen, bei denen das Immunsystem fälschlich Strukturen des Nervensystems angreift,  wie z. B. Multiple Sklerose (ZNS) oder Immunneuropathie (PNS).
  • Erregerbedingte Erkrankungen: Hirnhautentzündungen (Meningitis) und Hirnentzündungen (Enzephalitis) durch Bakterien, Viren oder Pilze.
  • Bewegungsstörungen: Parkinson-Krankheit, verschiedene Formen von Zittern (Tremor) und seltenere Krankheiten wie Dystonien oder Huntington-Erkrankung u. v. m.
  • Epilepsien: Diagnostik, Abgrenzung und Behandlung von epileptischen Anfällen und Bewusstseinsverlusten.
  • Kopf- und Gesichtsschmerzen: Zuordnung und Behandlung von Kopfschmerzen bei Migräne, Spannungskopfschmerzen oder anderen Ursachen.
  • Neuropathien und Muskelerkrankungen: Diagnostik von Erkrankungen des peripheren Nervens (Nervenbahnen in Armen und Beinen, sogenannte Neuropathien, insb. Polyneuropathien) oder der Muskulatur selber (Entzündungen, Dystrophien etc.).

Amyotrophe Lateralsklerose (=ALS)

Fortschreitende und unaufhaltsame Muskellähmung

Krankheitsbild einer Amytrophen Lateralsklerose (ALS)

Die Amyotrophe Lateralsklerose (=ALS) ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der es zum frühzeitigen Untergang von bestimmten Nervenzellen kommt. Durch die Störung der zuführenden Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark ist eine allmählich fortschreitende Lähmung aller Muskeln des Körpers nicht aufzuhalten. Die Krankheit ist unheilbar, kann aber durch verschiedene Therapien positiv beeinflusst werden. 

Symptome einer Amytrophen Lateralsklerose (ALS)

Die Symptome beginnen schleichend und verlaufen bei allen Patient:innen etwas anders: Erste Anzeichen können sein, dass die Geschicklichkeit der Hände nachlässt, Dinge aus der Hand fallen, oder der Gang unsicher wird und man häufig stolpert oder stürzt.  In den meisten Fällen beginnen die Lähmungserscheinungen an den Händen oder Füßen. Sie sind verbunden mit einem Muskelschwund der kleinen Hand- oder Fußmuskeln. Auch Störungen beim Sprechen (Dysarthrie) und Schlucken (Dysphagie) können auf den Beginn einer Amyotrophen Lateralsklerose hindeuten.  
Unabhängig davon, wo die Erkrankung im Körper beginnt, breiten sich im weiteren Krankheitsverlauf Lähmungen, Muskelschwäche (Parese), Muskelsteifheit (Spastik) und Muskelschwund (Atrophie) kontinuierlich weiter aus und ergreifen nach und nach den ganzen Körper. Im fortgeschrittenen Stadium sind auch die Schluckmuskulatur und die Atemmuskulatur betroffen, sodass es zu Schluckstörungen mit vermehrtem Verschlucken, zu einem schwächeren Hustenstoß und Kurzatmigkeit kommt. Generalisierte Muskelzuckungen und Muskelkrämpfe sind zusätzliche charakteristische Symptome. Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle sind nicht Teil des typischen Krankheitsbilds.

Ursachen und Diagnose einer Amytrophen Lateralsklerose (ALS)

Da die Ursachen für die Erkrankung noch nicht hinreichend bekannt sind, besteht keine Aussicht auf Heilung. Durch die Kombination verschiedener Therapiemöglichkeiten kann aber die Lebensqualität und Lebenserwartung der Patient:innen positiv beeinflusst werden. 
Das Zusammenspiel der verschiedenen Symptome weist bereits auf eine ALS hin. Für eine zuverlässige Diagnostik sind umfassende klinisch-neurologische Untersuchungen nötig.  Mit Hilfe der Elektromyographie (EMG) können unsere Neurologen Störungen in der Übertragung zwischen den Nerven und Muskeln erkennen und einschätzen, wie weit die Krankheit bereits fortgeschritten ist. Um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen, führen wir zudem eine Kernspintomographie durch, untersuchen das Nervenwasser und messen die Nervenleitgeschwindigkeit. Bei ausgewählten Patient:innen ist eine genetische Untersuchung sinnvoll. Der Krankheitsverlauf einer ALS ist sehr unterschiedlich, weshalb es schwierig ist, Aussagen bezüglich der Prognose und Lebenserwartung zu treffen. 

Behandlung / Therapie einer Amytrophen Lateralsklerose (ALS)

Bislang ist eine Behandlung der Ursache nicht möglich. Das Fortschreiten der Erkrankung kann aber durch die Einnahme des Medikaments Riluzol verlangsamt werden. Eine umfassende symptomatische Therapie, teils medikamentös, teils durch Physiotherapeut:innen, Ergotherapeut:innen und Logopäd:innen, wirkt sich positiv auf die Lebensqualität der Betroffenen aus.
Für uns sind die frühzeitige Aufklärung der Betroffenen und der Angehörigen sehr wichtig. Dabei sollten auch Inhalte der Patientenverfügung, v.a. zur künstlichen Ernährung und zur Beatmung besprochen werden.
 

Demenz

Wenn die geistigen Fähigkeiten nachlassen

Krankheitsbild einer Demenz

Bei einer Demenz handelt es sich um eine erworbene Beeinträchtigung des Gedächtnisses in Kombination mit dem Abbau weiterer höherer Hirnleistungen. Betroffene verlieren mehr und mehr die Fähigkeiten, die sie im Laufe ihres Lebens erworben haben, was zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag führt. Zu Beginn der Erkrankung sind meist das Kurzzeitgedächtnis betroffen und die Befähigung, sich Dinge zu merken, nimmt ab. Im fortgeschrittenen Verlauf der Erkrankungen sind auch die im Langzeitgedächtnis abgespeicherten Inhalte nur noch lückenhaft abrufbar. 

Symptome einer Demenz

Zunächst zeigt sich eine Verschlechterung des Erinnerungsvermögens. Die Betroffenen vergessen zunehmend Dinge, die in der nahen Vergangenheit liegen. Das Denkvermögen ist stark beeinträchtigt. Peu à peu geht die Fähigkeit einen normalen Tagesablauf zu planen verloren. So wissen die Betroffenen beispielsweise nicht mehr, wie man Kaffee kocht oder eine Waschmaschine betätigt, weil die eingespielten Handlungsabläufe nicht funktionieren. Die gewohnte Alltagsstruktur mit den alltäglichen Verrichtungen ist zunehmend beeinträchtigt und kann von den Betroffenen schon bald alleine nicht mehr bewältigt werden. Auch die Orientierung im gewohnten Umfeld fällt ihnen schwer. Es kommt zu Antriebslosigkeit, Störungen in der Kontrolle von Affekten, die sich in Gefühlsschwankungen und Auffälligkeiten im Sozialverhalten äußern. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung erkennen die Demenz-Patienten häufig auch ihre Familienmitglieder und Freunde nicht. Halten diese Störungen mindestens sechs Monate an, so spricht man von einer Demenz.

Ursachen einer Demenz

Es gibt eine Reihe von unterschiedlichen Ursachen für eine Demenz, die wir entsprechend neurologisch abklären müssen. Die zwei häufigsten Demenzformen sind die Alzheimer-Demenz und die vaskuläre Demenz, die durch Durchblutungsstörungen des Gehirns bedingt ist. 
Bei der Alzheimer-Demenz kommt es zum Untergang von Nervenzellen in Gedächtnisregionen und zur vermehrten Ablagerung von bestimmten Eiweißstoffen im Gehirn. Diese Eiweißstoffe können im Nervenwasser nachgewiesen werden und damit die Diagnose bestätigen. Bei wenigen Alzheimerpatienten sind Gendefekte ursächlich.
Bei der vaskulären Demenz sind in der Computertomographie oder der Kernspintomografie mehrere Schlaganfälle oder ausgeprägte Veränderungen, die auf viele kleine Durchblutungsstörungen hindeuten, belegbar. Beide Demenzformen können auch in Kombination auftreten.

Behandlung / Therapie einer Demenz

Hauptziel der Therapie ist die Verlangsamung des Krankheitsprozesses und damit das Hinauszögern des Verlustes der Gedächtnisleistung. 
Bei der Alzheimer-Demenz stehen einige Medikamente zur Verfügung, die das Gedächtnis stabilisieren können. Wirkstoffe, die das Fortschreiten verlangsamen sollen, werden aktuell in wissenschaftlichen Studien untersucht, sind aber bisher noch nicht allgemein verfügbar. 
Bei der vaskulären Demenz müssen mögliche Gefäß-Risiko-Faktoren abgeklärt und behandelt werden. Dabei muss vor allem der Blutdruck der Patient:innen optimal eingestellt sein. 
Es kommt nicht selten vor, dass eine Demenz von Depressionen oder Verhaltensauffälligkeiten, wie einer aggressiven Verstimmung begleitet wird, die wir unterstützend medikamentös behandeln. Die Aufgabe der Neurologie liegt vor allem in der Diagnosestellung und der Abklärungen anderer, speziell behandelbarer Ursachen einer Demenz, während die Weiterbetreuung der Patient:innen durch das Personal aus der Gerontopsychiatrie erfolgt. Eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Abteilungen ist für uns sehr wichtig, um die Patient:innen optimal zu versorgen. Auch die intensive Mitbetreuung von Angehörigen und Pflegenden ist wichtiger Teil unserer Arbeit. 
 

Dystonie

Unwillkürliche und wiederholt auftretende Muskelverkrampfungen

Krankheitsbild einer Dystonie 

Bei einer Dystonie handelt es sich um Bewegungsstörungen. Der neurologische Ursprung liegt in den motorischen Zentren des Gehirns. Die Krankheit äußert sich in länger anhaltenden, unwillkürlichen Muskelverkrampfungen, die zu verzerrenden und wiederholt auftretenden Bewegungen, abnormen Haltungen oder Fehlstellungen von Körperteilen führen. 

Symptome einer Dystonie

Die klinische Ausprägung der unwillkürlichen Muskelverspannungen ist sehr vielgestaltig. Die am häufigsten betroffenen Körperregionen sind die Augen (Blepharospasmus) und der Mund (Meige-Syndrom). Auch die Nackenmuskulatur verkrampft relativ oft, sodass der Kopf unvermittelt zu einer Seite gedreht oder geneigt wird (zervikale Dystonie, Torticollis). Die unwillkürlichen Verkrampfungen können aber auch an Händen und Füßen auftreten, einseitig oder beidseitig, und ausgelöst werden durch bestimmte Bewegungen wie das Schreiben (Schreibkrampf).  
Die Verkrampfungen können einzeln oder kombiniert auftreten, wobei bei den meisten Patient:innen immer nur eine Körperregion betroffen ist. Bei dem Großteil der Fälle ist der Verlauf der Krankheit über Jahre stabil, ohne dass eine wesentliche Zunahme oder Verschlechterung der Symptome beobachtet werden kann. 

Ursachen einer Dystonie

In den allermeisten Fällen ist keine Ursache für die Dystonie auszumachen. Vereinzelt können erbliche Faktoren ursächlich sein, wenn die Muskelverkrampfungen bei mehreren Familienmitgliedern auftreten. Hier erachten wir eine genetische Abklärung für sinnvoll. 
Sehr selten findet sich in der Kernspintomographie eine Hirnschädigung als Ursache für die Dystonie. Wenige der Betroffenen wurden im Vorfeld mit bestimmten Medikamenten behandelt, welche eine Dystonie auslösen oder begünstigen können.

Behandlung / Therapie einer Dystonie

Bei den beschriebenen Dystonien (z. B. Augen, Nacken, eine Extremität) ist die Behandlung mit Botulinumtoxin sehr erfolgversprechend. Wichtig ist die richtige Anwendung: Wo wird wie viel injiziert? Wir haben langjährige Erfahrung in der Anwendung dieses Medikaments. Besteht diese Erfahrung, sind in der Regel kaum Nebenwirkungen zu beobachten. Die Injektionen in die betroffenen Muskeln erfolgen circa im dreimonatigen Rhythmus und können, ohne dass die Wirkung nachlässt, über Jahrzehnte durchgeführt werden.

Vor allem bei ausgedehnteren Dystonien erfolgt ein Behandlungsversuch mit oralen Medikamenten. Einzelne Betroffene sprechen auf Parkinsonmedikamente gut an (Segawa-Syndrom), sodass wir in bestimmten Fällen auch einen Behandlungsversuch mit L-DOPA durchführen.
Bei Betroffenen, die auf Botulinumtoxin und andere medikamentöse Behandlungen nicht ausreichend ansprechen oder gravierende Nebenwirkungen haben, kann in speziellen Einzelfällen auch die Implantation eines „Hirnschrittmachers“ (Tiefenhirnstimulation) erwogen werden.
 

Epilepsie

Wenn epileptische Anfälle sich wiederholen

Krankheitsbild einer Epilepsie

Ein epileptischer Anfall tritt unkontrolliert und plötzlich auf. Es kommt zu einem akuten Ablauf neurologischer Phänomene wie rhythmischen Zuckungen und Krämpfen bis hin zum Bewusstseinsverlust.  Manche Anfälle dauern nur wenige Sekunden, andere können sich über mehrere Minuten hinziehen. Viele Patient:innen stürzen während des Anfalls zu Boden oder haben Schaum vor dem Mund. Treten wiederholt derartige epileptische Anfälle auf, spricht man von einer Epilepsie.

Symptome einer Epilepsie

Das klinische Bild der epileptischen Anfälle ist sehr unterschiedlich. Bei einzelnen Patient:innen läuft ein Anfall aber in der Regel immer nach dem gleichen Muster ab.
Bei einfach-fokalen (auch einfach-partiellen) Anfällen sind die Betroffenen bei Bewusstsein und zeigen z. B. rhythmische Zuckungen einer Körperregion oder Gefühlsstörungen einer Körperregion oder Sprachstörungen. Sie können sich an den Ablauf des Anfalls erinnern.
Im Gegensatz dazu gibt es Anfälle, die mit einer Störung des Bewusstseins einhergehen, wie z. B. mit automatischen Bewegungen wie Schmatzen oder Nesteln und an die sich die Patient:innen nicht erinnern können (komplex-partieller Anfall).
Der große generalisierte Anfall ist durch einen Bewusstseinsverlust, Sturz mit Versteifung aller vier Extremitäten, rhythmische Zuckungen an allen vier Extremitäten und fehlender Erinnerung an den Ablauf gekennzeichnet.

Ursachen einer Epilepsie

Die Ursachen sind sehr vielfältig und abhängig davon, in welchem Lebensalter die Epilepsie ihren Beginn hat. 
Es gibt Epilepsien ohne Nachweis einer Hirnschädigung, die im Schulkindes- und Jugendalter beginnen und die in Familien gehäuft auftreten (idiopathische Epilepsie).
Bei vielen Patient:innen finden sich erworbene Hirnschädigungen.  Mit dem Einsatz der Kernspintomographie steigt der Anteil der Patient:innen, bei denen eine Veränderung – wie  frühkindliche Hirnschädigungen, angeborene Fehlbildungen des Gehirns, Hirntumore, akute oder abgelaufene Entzündungen des Gehirns, Defekte nach Schädelhirntrauma oder Schlaganfälle – nachweisbar sind. Bei einem Teil der Epilepsiepatient:innen kann keine Ursache gesichert werden (kryptogene Epilepsie).
Einzelne epileptische Anfälle können auch durch behandelbare Faktoren wie z. B. Schlafentzug, Alkoholentzug, Elektrolytentgleisungen oder als Nebenwirkung von Medikamenten oder Drogenkonsum provoziert werden.

Behandlung / Therapie einer Epilepsie

Wenn ein großer generalisierter Anfall auftritt, ist es wichtig, darauf zu achten, dass sich die betroffene Person nicht verletzt und sie im Anschluss in die stabile Seitenlage zu legen.
Patient:innen mit einer Epilepsie werden auf Medikamente eingestellt, die die Zahl der Anfälle reduzieren bzw. zum Stillstand bringen sollen. Hierfür steht eine größere Anzahl an unterschiedlichen Medikamenten zur Verfügung, die wir individuell für die einzelnen Patient:innen auswählen. Auch eine Kombination verschiedener Präparate ist möglich. Je nach zugrunde liegender Ursache kann eine Operation sinnvoll sein.

Epileptiker:innen müssen ihr Leben auf die Anfälle einstellen und darauf achten, dass die Medikamente regelmäßig eingenommen und mögliche anfallsprovozierende Faktoren (z. B. Schlafentzug) gemieden werden. Zudem beraten wir die Betroffenen, wie sie in Beruf und Sport mit der Epilepsie umgehen können. Auch die Einschätzung, inwieweit die Patient:innen fahrtauglich sind und am Straßenverkehr teilnehmen können, erfolgt über unsere Ärzte. Solange ein Risiko für wiederholte Anfälle besteht, darf die Person kein Kraftfahrzeug führen.  
 

Multiple Sklerose (MS)

Multiple Entzündungsherde in Gehirn und Rückenmark

Krankheitsbild einer Multiplen Sklerose (MS)

Die Multiple Sklerose ist eine entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems und betrifft das Gehirn und/oder das Rückenmark. Vor allem jüngere Menschen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr erkranken: Frauen rund dreimal so häufig wie Männer. Als Folge der Entzündungen kommen Befehle und Reize, die von den Gehirnzellen an die Muskeln oder Organe gesendet werden, nur noch verzögert oder gar nicht mehr an. Auch umgekehrt gelangen aufgenommene Reize nicht mehr auf schnellstem Wege ins Gehirn. Es kann zu Bewegungs- und Empfindungsstörungen kommen, wobei die Verläufe der Erkrankung stark variieren und individuell höchst unterschiedlich sind.  

Symptome einer Multiplen Sklerose (MS)

Bei 85-90 % der Betroffenen verläuft die Krankheit in Schüben, bei denen akute und vielfältige Beschwerden auftreten, die mindestens 24 Stunden anhalten, meist aber länger dauern. Man spricht hierbei von einer schubförmige Multiplen Sklerose (= RRMS). Typisch für solche Schübe sind Sehstörungen auf einem Auge (Milchglassehen), Kribbeln oder Taubheitsgefühle in Gesicht, Armen oder Beinen sowie Lähmungserscheinungen.
Die Beschwerden können sich nach Abklingen des Schubes vollständig zurückbilden oder teilweise bestehen bleiben. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium kann es zu einer chronischen Zunahme der Beschwerden (sekundär-chronisch progredienten MS = SPMS) kommen. Ca. 10-15 % der Erkrankten haben nur geringe oder überhaupt keine Schübe, sondern zeigen eine langsame Zunahme der neurologischen Aussetzer. Bei ihnen kommt es von vornherein zu einer schleichenden Zunahme der Einschränkungen (primär progredienten MS = PPMS).

Ursachen einer Multiplen Sklerose (MS)

Die Ursache der Multiplen Sklerose – und damit der eigentliche Auslöser der Krankheit – ist bis heute nicht bekannt. Die MS ist eine Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Abwehrzellen bestimmte Strukturen im Gehirn und Rückenmark angreifen. Durch die Entzündungen können die Sinnesreize nicht mehr richtig weitergeleitet und entsprechend verarbeitet werden. Möglicherweise spielen genetische Faktoren eine Rolle. Ein einzelnes krankmachendes Gen konnte bisher jedoch nicht nachgewiesen werden. Umweltfaktoren tragen zur Auslösung der Erkrankung bei, aber es können nur wenige spezielle Faktoren konkret benannt werden. 

Behandlung / Therapie einer Multiplen Sklerose (MS)

Bei der Behandlung der Multiplen Sklerose kommen drei Therapieformen zum Einsatz: die akute Schubtherapie, die verlaufsmodifizierende Therapie und die symptomatische Therapie.
Die akute Schubtherapie wird bei einem akuten Schub (neue Symptome, die länger als 24 Stunden durchgehend anhalten) eingesetzt. Den Patient:innen werden über 3-5 Tage hochdosiertes Cortison intravenös verabreicht. 
Die verlaufsmodifizierende Therapie (engl. Disease-Modifying Therapy DMT) kann die Zahl der Schübe und die Schwere der Schübe reduzieren und somit den Verlauf und das Fortschreiten der Behinderung entscheidend beeinflussen. Hierzu gibt es eine Vielzahl von Medikamenten, die entweder gespritzt, als Tablette oder Infusion verabreicht werden. Die Auswahl der Therapie erfolgt abgestuft und wird individuell auf die Bedürfnisse eines jeden Patienten abgestimmt und kann im Verlauf wechseln.
Ergänzt werden diese Therapien von der symptomatischen Behandlung von z. B. Schwäche, Schmerzen oder Muskelverkrampfungen und umfasst neben Medikamenten insbesondere auch Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Auch eine begleitende psychologische Therapie kann hilfreich sein.
 

Muskelerkrankungen

Wenn die Muskeln schwächer werden

Krankheitsbild einer Muskelerkrankung

Bei Muskelerkrankungen erkrankt das Muskelgewebe selbst und nicht das angrenzende Bindegewebe oder die Gelenke. Dies führt dazu, dass die Muskeln schwächer werden und die Muskelkraft nachlässt. Oft sind der Schultergürtel und der Beckengürtel besonders stark betroffen. 

Symptome einer Muskelerkrankung

Das Kernsymptom einer Muskelerkrankung ist die Muskelschwäche. Begleitend können Schmerzen, Sehnenverkürzungen oder auch eine Beteiligung des Herzmuskels auftreten. Das Verteilungsmuster der Muskelschwäche kann zwar variieren, ist jedoch meist vorwiegend am Schulter- oder Beckengürtel lokalisiert. Je nachdem, wie und wo sich die Muskelschwäche verteilt, kann man Rückschlüsse auf die Ursache ziehen.
Bei den angeborenen, genetisch bedingten Muskelerkrankungen tritt die Muskelschwäche meist schon im Kindesalter ein. Manche frühkindlich Betroffenen können daher nie laufen lernen. Bei anderen Patient:innen mit erworbenen Muskelkrankheiten treten die Symptome erst im Verlauf des Lebens ein. Bei jeder Muskelschädigung können das Muskelenzym Creatinkinase (CK) und das Muskeleiweiß Myoglobin im Blut erhöht nachweisbar sein.

Ursache einer Muskelerkrankung

Neben angeborenen Ursachen (genetisch bedingte Erkrankungen wie Muskeldystrophien) können Entzündungen (Myositis), Stoffwechselveränderungen (Speicherstörungen für Fett oder Kohlenhydrate), Hormonveränderungen (Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Nebenniere) oder externe Stoffe (Alkohol, Medikamente) verantwortlich für die Erkrankung sein.
Sehr ähnliche Symptome kann die erworbene Muskelschwäche, die Myasthenie, verursachen, bei der jedoch nicht der Muskel erkrankt, sondern Auto-Antikörper den Übertragungsschritt vom zuführenden Nerven auf den Muskel blockieren. Hierbei handelt es sich dann um eine Autoimmunerkrankung. 

Behandlung / Therapie einer Muskelerkrankung

Wenn die klinische und elektrophysiologische Untersuchung eine Muskelerkrankung zeigt, muss durch Analyse der Vorgeschichte, Laboruntersuchungen, genetische Tests oder eine Muskelbiopsie die genaue Ursache gefunden werden. Die Behandlung besteht dann in der Therapie der jeweiligen Ursache, was bei erworbenen Muskelerkrankungen zumeist möglich ist. Bei angeborenen Muskelerkrankungen gibt es erste Studien für eine Gentherapie, die momentan jedoch noch nicht allgemein verfügbar ist.

Nervenwurzelschädigung und Nervenwurzelreizung (Radikulopathie)

Wenn die Nervenwurzeln Schmerzen verursachen

Krankheitsbild einer Nervenwurzelschädigung

Eine Nervenwurzelschädigung, auch Radikulopathie genannt, ist die Reizung oder Schädigung von Nervenwurzeln. Aus dem Rückenmark formieren sich beidseits zahlreiche Nervenwurzeln, die durch Austrittslöcher an der Wirbelsäule zu ihren Zielregionen an Hals, Rumpf, Armen und Beinen führen. In den Nervenwurzeln liegen die Nervenfasern in besonders gebündelter Form vor. Sind diese geschädigt oder gereizt, verursacht das meist Schmerzen. Oft werden derartige Beschwerden von Laien auch „Hexenschuss“ (bei plötzlichem Beginn) oder „Ischias-Beschwerden“ genannt.

Symptome einer Nervenwurzelschädigung

Eine Nervenwurzelschädigung macht sich vorwiegend durch Schmerzen bemerkbar. Diese können direkt an der Wirbelsäule in Höhe der Schädigung beginnen und dann in Arme und Beine ausstrahlen. Manchmal ist auch nur ein Arm oder Bein betroffen, ohne dass ein lokaler Schmerz in der Wirbelsäulengegend besteht. Hinzu tritt oftmals entlang der Schmerzausstrahlung eine bandförmige Taubheit und/oder eine Schwäche der zur Nervenwurzel gehörenden Muskeln auf. Ist beispielsweise die 5. Lendenwurzel betroffen, kann sich das in der Fuß- und Zehenhebung bemerkbar machen. 
Treten Schmerzen und Symptome in beiden Beinen auf, kommt oft eine Blasenschwäche und eine Taubheit im Dammbereich hinzu. Dies ist ein absoluter Notfall und erfordert sofortiges ärztliches Eingreifen!

Ursachen einer Nervenwurzelschädigung 

Zwischen den einzelnen Wirbelkörpern befinden sich die Bandscheiben, die wie Polsterkissen sowohl zur Stabilität als auch zur Beweglichkeit der Wirbelsäule beitragen. Werden die Bandscheiben nach vorne oder zur Seite herausgedrückt, wie das bei einer Bandscheiben-Vorwölbung oder einem Bandscheiben-Vorfall passiert, können diese Bandscheibenabschnitte auf die austretenden Nervenwurzeln drücken und Schmerzen im jeweiligen Arm oder Bein verursachen. Die Nervenwurzelaustrittslöcher sind zudem von Knochenabschnitten und Bändern begrenzt. Veränderungen dieser Anteile können ebenfalls die Nervenwurzeln einengen. Mithilfe von bildgebenden Verfahren wie CT oder MRT können Einengungen unterschiedlicher Art diagnostiziert werden.
Neben diesen mechanischen Ursachen können Entzündungen und sehr selten auch Tumore oder Stoffwechselveränderungen wie Diabetes die Nervenwurzeln schädigen. 

Behandlung / Therapie einer Nervenwurzelschädigung 

Mechanische Nervenwurzeleinengungen, die durch einen Bandscheibenvorfall verursacht wurden, können in vielen Fällen in unserer Neurologie durch eine Kombination aus Schmerztherapie, physikalischer Therapie (Kälte/Wärme, Reizstrom etc.) und Krankengymnastik erfolgreich behandelt werden und vollständig regenerieren. Wenn die Einengung zu ausgeprägt ist, insbesondere wenn sie zu Lähmungen oder Blasenstörungen führt, oder sich konservativ nicht behandelbar zeigt, ist eine Operation in unserer Neurochirurgie sinnvoll.
Liegen Entzündungen der Nervenwurzelschädigung zugrunde, muss der Erreger antibiotisch (z. B. Borrelien) bzw. antiviral (z. B. Gürtelroseviren wie Herpes Zoster) behandelt werden. Ist ein Tumor ursächlich, muss dieser entfernt werden. Bei einer Schädigung, die in Zusammenhang mit dem Blutzucker steht, muss das Diabetes entsprechend behandelt und eingestellt werden.
 

Neuroborreliose

Wenn Zecken entzündliche Erkrankungen verursachen

Krankheitsbild einer Neuroborreliose

Die Neuroborreliose ist eine entzündliche Erkrankung des Nervensystems. Sie wird ausgelöst durch eine Infektion mit speziellen Bakterien, den Borrelien, die durch einen Zeckenstich übertragen werden. Nach dem Zeckenstich breiten sich die Borrelien im Körper aus und befallen bevorzugt das Nervensystem. Im Zuge der Erkrankung können verschiedene Entzündungsreaktionen im Körper ablaufen, sich Hirn- und Rückenmarkshäute, Nervenstränge, Nervenwurzeln oder sogar das Gehirn selbst entzünden. Es kommt zu Schmerzen und Lähmungserscheinungen. 

Symptome einer Neuroborreliose

Direkt im Anschluss an einen Zeckenstich kann eine sogenannte Wanderröte auftreten. Vom Einstichort der Zecke wandert ein roter Ausschlag wellenartig nach außen, während die Rötung in der Mitte bereits wieder abblasst. Nur 25-50 % der Betroffenen erinnern sich im Nachhinein an die Wanderröte. Wochen bis Monate nach einem Zeckenstich kommt es dann zu neurologischen Beschwerden. Das können nächtlich betonte Schmerzen sein, die in ein Bein oder einen Arm ausstrahlen und den Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall ähneln. Auch einseitige Lähmungen einer Gesichtshälfte, z.T. verbunden mit Geschmacksstörungen, aber auch Lähmungen einzelner Nerven, die die Augenmuskeln versorgen und dann zu Doppelbildern führen, sind möglich. In seltenen Fällen entwickelt sich eine Hirnhautentzündung.
Im Spätstadium, das in sehr seltenen Fällen (ca. 2 % der Fälle von Neuroborreliose) Monate bis Jahre nach einem Zeckenstich auftritt, kann es zu einer Entzündung des Rückenmarks mit zunehmender Gangstörung und Blasenentleerungsstörung kommen.

Ursache und Diagnostik einer Neuroborreliose

Sticht eine mit Borrelien infizierte Zecke einen Menschen, kann es 12-24 Stunden später zu einer Borrelien-Infektion kommen. Die beste Schutzmaßnahme vor einer Infektion ist deshalb, frühzeitig den Körper nach Zecken abzusuchen und diese zu entfernen, bevor die Frist vergangen ist. 
Bei ca. 3 % der Stiche durch eine Borrelien-infizierte Zecke kommt es nach einigen Wochen oder Monaten zu einer begleitenden Entzündung des Nervensystems, die als Neuroborreliose bezeichnet wird.
Zum Nachweis einer Neuroborreliose ist die Untersuchung des Nervenwassers erforderlich. Eine erhöhte Zellzahl sowie das Vorkommen von spezifischen körpereigenen Abwehrstoffen (Antikörpern) gegen Borrelien im Nervenwasser sind Indikatoren für das Vorliegen einer Neuroborreliose. 
Der alleinige Nachweis von Borrelien-Antikörpern im Blut reicht für die Diagnostik nicht aus, denn bei 5-20% der gesunden Bevölkerung lassen sich Borrelien-spezifische Antiköper im Blut nachweisen, ohne dass neurologische Beschwerden vorliegen. Es besteht daher die Gefahr, dass bei unspezifischen Beschwerden fälschlicherweise eine Neuroborreliose diagnostiziert wird.

Behandlung / Therapie einer Neuroborreliose

Tritt nach dem Zeckenbiss eine Wanderröte auf, ist eine Antibiotikagabe in Form von Tabletten notwendig (Doxycyclin). 
Ist eine Neuroborreliose nachgewiesen, erfolgt in der Regel eine intravenöse antibiotische Therapie mit dem Wirkstoff Ceftriaxon oder auch mit oral verabreichtem Doxycyclin. Die Therapiedauer beträgt 14-21 Tage. Eine Verlängerung der Therapie über die drei Wochen hinaus bringt keinen Vorteil. Je früher eine Borreliose behandelt wird, desto besser bilden sich die Symptome zurück. 
 

Normaldruckhydrozephalus (NPH)

Eine Kombination aus Gangstörung, Inkontinenz und Demenz

Krankheitsbild des Normaldruckhydrozephalus (NPH)

Dem Normaldruckhydrozephalus (NPH) liegt eine Erweiterung der mit Nervenwasser gefüllten Hirnkammern zugrunde, die zu einer Kombination von Gangstörung, Demenz und Harninkontinenz führt. Diese drei Beschwerden können in unterschiedlicher Ausprägung vorliegen. Ein Normaldruckhydrozephalus (NPH) tritt vorwiegend bei älteren Menschen auf. 

Symptome des Normaldruckhydrozephalus (NPH)

Die Gangstörung beginnt mit einer Gangunsicherheit und schreitet fort zu einem verlangsamten, sogenannten breitbasigen und kleinschrittigen Gangbild, das auch als „Bügeleisengang“ bezeichnet wird. Es treten Probleme mit den Bewegungsabläufen ab. So fällt es schwer, eine Bewegung zu starten oder die Betroffenen neigen dazu, nach hinten zu fallen. Die Demenz zeigt sich in einer fortschreitenden Verlangsamung des Denkens sowie in Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit und der Konzentration. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium sind deutliche Gedächtnisstörungen signifikant. Eine Harninkontinenz ist bei ca. 43 % der Betroffenen zu beobachten, es handelt sich v.a. um einen plötzlichen Harndrang.

Ursache eines Normaldruckhydrozephalus (NPH)

Ursächlich für einen NPH ist der verminderte Abfluss des zirkulierenden Nervenwassers. In den meisten Fällen ist dies eine Alterserscheinung. Selten treten die Beschwerden auch als Folge einer vorherigen Erkrankung auf. So kann es beispielsweise nach einer Hirnhautentzündung oder nach einer Gehirnblutung zu Verklebungen kommen, die dazu führen, dass das Nervenwasser nicht mehr ausreichend wieder aufgenommen werden kann. Bei einer unveränderten Produktion von Nervenwasser und einer eingeschränkten Wiederaufnahme des Nervenwassers kommt es zu einer Erweiterung der Hirnkammern. Diese können in der Computertomographie oder in der Kernspintomographie nachgewiesen werden. 

Behandlung / Therapie eines NPH

Entscheidend ist es, die Wiederaufnahme des Nervenwassers zu verbessern bzw. einen zusätzlichen Abfluss zu schaffen.
Ein bewährtes Therapieverfahren ist es, zunächst einmalig eine größere Menge Nervenwasser durch eine Lumbalpunktion abzulassen. Exakte Testungen des Gangtempos und der Gedächtnisleistung vor und nach der Punktion zeigen dann, ob der Patient von dieser Methode profitiert. Wenn dem so ist, kann eine dauerhafte Ableitung des Nervenwassers über einen dünnen Schlauch (= Shunt) erfolgen. Durch ein wiederholtes Ablassen des Nervenwassers mittels einer Lumbalpunktion ist ebenfalls eine kurzfristig anhaltende Besserung zu erreichen. Wenn der NPH aber schon zu lange unbehandelt besteht, stellt sich durch dieses Prozedere keine wesentliche Verbesserung mehr ein.
 

Morbus Parkinson

Wenn Nervenzellen nach und nach absterben

Krankheitsbild des Morbus Parkinson

Der Morbus Parkinson – besser bekannt als die Parkinson-Krankheit oder als Schüttellähmung  – ist eine unheilbare neurodegenerative Erkrankung, bei der es zu einem fortschreitenden Verlust von Nervenzellen im Gehirn kommt. Dies führt zu verlangsamten Bewegungen, Zittern und verändertem Gehen. 

Symptome der Parkinsonerkrankung 

Typische Symptome der Parkinsonerkrankung sind Bewegungsstörungen, die Verlangsamung der Bewegungsabläufe (Akinese), unrunde Bewegungen beim Laufen (Nachziehen des Beins), Muskelstarre (Rigor), das rhythmische Zittern der Gliedmaßen (v.a. der Hände im Ruhezustand) sowie eine instabile Haltung, die mit der Gefahr von Stürzen einhergeht. Frühe Vorboten der Erkrankung können auch Anzeichen sein, die mit dem Bewegungssystem nicht in Verbindung stehen. Bereits Jahre vor dem Ausbruch treten möglicherweise Symptome wie ein reduzierter Geruchssinn, Störungen im Traumschlaf (vermehrte Bewegungen während der REM-Schlafs), ungewöhnlich starke Verstopfungen, leichte Reizbarkeit und Depressionen auf, die auf den Morbus Parkinson hindeuten. Da diese Anzeichen jedoch für sich alleine genommen nicht eindeutig zuzuordnen sind, können sie oft erst rückblickend der Parkinsonerkrankung zugeschrieben werden.
Andere nicht-motorische Symptome, die zumeist erst im späteren Krankheitsverlauf auftreten, sind Störungen der Magen- und Blasenentleerung, der Kreislauf- und Temperaturregulation mit Hitzeunverträglichkeit und Einschränkungen des Gedächtnisses. Die Beschwerden schreiten über Jahre langsam und kontinuierlich fort. 

Ursachen einer Parkinsonerkrankung

In bestimmten Regionen des Gehirns, die für die Steuerung und den Ablauf von Bewegungen entscheidend sind, kommt es zum Untergang der Dopamin-produzierenden Nervenzellen. Der dadurch hervorgerufene Mangel des Botenstoffs Dopamin führt zu einer Verminderung der Bewegungsfähigkeit. Die Ursache für das Absterben der Zellen ist bis heute nicht geklärt. Es wird angenommen, dass eine Anhäufung und Verklumpung eines Eiweißstoffes (Alpha-Synuclein) für den Untergang der Nervenzellen verantwortlich ist. In einzelnen Fällen kann eine genetische Veränderung als ursächlich nachgewiesen werden, bei den meisten Patient:innen bleibt die zugrunde liegende Ursache aber unklar.
Mit einer nuklearmedizinischen Untersuchung des Gehirns (DATScan) kann die Parkinson-Diagnose unterstützt werden. Andere bildgebende Verfahren des Gehirns (CT/MRT) werden zum Ausschluss anderer Ursachen oder zum Nachweis von Parkinson-Varianten, sogenannten Parkinson-Plus-Syndromen, durchgeführt.

Behandlung / Therapie einer Parkinsonerkrankung

Da die Auslöser des Parkinson-Syndroms bisher nicht bekannt sind, gibt es auch keine Therapie, die den Untergang der Nervenzellen aufhalten kann. Alle Therapieansätze zielen darauf ab, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf hinauszuzögern. Momentan sind einige Wirkstoffe in Erprobung, die eine Anhäufung der Eiweiße verhindern sollen, die als ursächlich vermutet werden. 

Die derzeit angewandte symptomatische Therapie ist sehr gut wirksam. Mit ihr können die Symptome im Alltag reduziert werden können. Basis der Behandlung ist die Verabreichung von verschiedenen, kombinierbaren Medikamenten, die den Mangel an Dopamin ausgleichen. Ziel ist die gleichmäßige und vollständige Verbesserung der Beweglichkeit.
Trotz der engmaschigen Tabletteneinnahme kann die Bewegungsfähigkeit im Laufe der Therapie schwanken, wofür die unregelmäßige Aktivität des Magens verantwortlich ist. Hier sind kontinuierlich wirkende Therapien, die nicht auf den Magen gehen, sinnvoll wie z. B. Medikamentenpumpen (z. B. Apomorphinpumpe, Duodopa-Pumpe) oder eine Tiefenhirnstimulation („Hirnschrittmacher“). Jede Therapie wird individuell auf das Alter und mögliche Begleiterkrankungen der Patient:innen abgestimmt. Zusätzlich sind Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie in jeder Phase der Erkrankung sehr hilfreich, um die Bewegungen wieder größer und flüssiger zu machen (z. B. BIG-Therapie). Viele Betroffenen tut auch der Austausch in einer Parkinson-Selbsthilfegruppe gut. 
 

Polyneuropathie und Immunneuropathie

Wenn die peripheren Nerven geschädigt sind

Krankheitsbild einer Polyneuropathie

Polyneuropathien sind Erkrankungen, bei denen die peripheren Nerven, d.h. die im Körper verlegten „Elektrokabel“, die in Armen und Beinen verlaufen, geschädigt sind. Dies führt zu polyneuropathischen Sensibilitätsstörungen und kann zu Pelzigkeits- und Taubheitsgefühlen führen, sowie mit Lähmungen einhergehen. Die Beschwerden nehmen in vielen Fällen im Laufe der Zeit langsam zu. 

Symptome einer Polyneuropathie

Häufig sind die Symptome einer Polyneuropathie Gefühlsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln in den Beinen, eine Wärmeunverträglichkeit, die v.a. nachts unter der Bettdecke auftritt, brennende Fußsohlen oder das Gefühl, wie auf Watte zu gehen. Häufig machen sich auch Gangunsicherheiten bemerkbar, die vorwiegend bei Dunkelheit bestehen und die oft als Schwindel im Stehen oder Gehen beschrieben werden.
Es kann auch zu Muskelzuckungen und Muskelkrämpfen kommen, die sich beispielsweise in nächtlichen Wadenkrämpfen äußern können. Auch eine nachlassende Ausdauer kann ein erstes Symptom einer Muskelschwäche sein. Bei schweren Verläufen kommt es mit oder ohne begleitenden Sensibilitätsstörungen zu aufsteigenden Lähmungen, die meist in den Füßen beginnen und sich über die Beine bis zu den Armen ausbreiten können.

Ursachen einer Polyneuropathie

Die beiden häufigsten Ursachen in Deutschland sind der Diabetes mellitus sowie der übermäßige Konsum von Alkohol. Daneben gibt es jedoch eine Vielzahl anderer möglicher Ursachen, wie einen Mangel an verschiedenen Vitaminen, Infektionen und Nierenschädigungen sowie die Einnahme von Medikamenten, die eine Polyneuropathie auslösen oder begünstigen können. 
Selten ist auch eine erblich bedingte Polyneuropathie möglich, wobei die genetische Diagnostik bislang nicht in der Lage ist, alle vermuteten Fälle zu klären. 
Eine besondere Rolle spielen Störungen des Immunsystems als Ursache einer Polyneuropathie. In diesen Fällen greifen körpereigene Abwehrzellen und Antikörper periphere Nerven an (Autoimmunerkrankung). Man spricht hierbei von einer Immunneuropathie. Es ist sehr wichtig, eine Immunneuropathie zu erkennen, da sie unbehandelt oft schwer verläuft, obwohl sie sehr gut behandelbar wäre, wenn sie entsprechend diagnostiziert werden würde. 

Behandlung / Therapie einer Polyneuropathie   

Wenn die Ursache für die Polyneuropathie gefunden wird, ist es entscheidend, die zugrundeliegende Erkrankung zu behandeln, das bedeutet entweder den Diabetes optimal einzustellen, keinen Alkohol mehr zu trinken, den Vitaminmangel auszugleichen oder andere Ursachen entsprechend zu beheben. Wird die Polyneuropathie durch Medikamente ausgelöst, muss individuell entschieden werden, inwieweit das Medikament ausgetauscht oder abgesetzt werden kann.

Liegt eine Autoimmunerkrankung der Immunneuropathie zugrunde, ist das Immunsystem durch die intravenöse Gabe hochdosierter Fremd-Antikörper (IVIG) oder durch das Verabreichen von Immunsuppressiva entsprechend beeinflussbar. Bei chronischen Verläufen müssen die Therapien in regelmäßigen Abständen wiederholt werden.

Bei Reizphänomenen wie Kribbeln, Schmerzen oder Krämpfen können Medikamente diese Symptome lindern. Physio- und Ergotherapie helfen Funktionsstörungen so gut wie möglich auszugleichen und sind daher wichtiger Bestandteil einer umfassenden Therapie.
 

Schlaganfall

Schlagartig auftretende neurologische Veränderungen

Krankheitsbild eines Schlaganfalls

Beim Schlaganfall treten plötzlich und unerwartet schlagartige neurologische Beschwerden, wie Lähmungserscheinungen oder Sprachstörungen auf. Diese Beschwerden können sich nach wenigen Minuten wieder zurückbilden oder länger bestehen bleiben. 

Symptome eines Schlaganfalls

Die Beschwerden eines Schlaganfalls können sehr vielfältig sein, abhängig davon, welche Region des Gehirns betroffen ist. Typische Beschwerden sind Lähmungserscheinungen einer Körperhälfte oder eines Arms, eines Beins oder eines Mundwinkels. Auch Sprachstörungen, wie Wortfindungsstörungen, die Unfähigkeit zu sprechen, eine unverständliche Sprache oder wirre Sprachinhalte können auf einen Schlaganfall hinweisen. 
Pelzigkeits- und Taubheitsgefühl einer Körperhälfte, eines Arms, eines Beins oder einer Gesichtshälfte, Sehstörungen auf einem Auge oder einer Seite, plötzliche Doppelbilder,
unvermittelt auftretender Schwindel, v.a. Drehschwindel mit Karussell fahren und Schwankschwindel, verbunden mit einer erheblichen Beeinträchtigung der Gehfähigkeit, sind typischer Teil einer Schlaganfall-Symptomatik. 

Ursache eines Schlaganfalls

Bei 80-90% der Betroffenen wird der Schlaganfall durch einen Verschluss einer Arterie im Gehirn ausgelöst. Es kann aber auch eine Hirnblutung ursächlich für den Schlaganfall sein. Als mögliche Ursachen kommen arteriosklerotische Gefäßveränderungen in Frage. Die Risikofaktoren für derartige Gefäßverkalkungen sind ein hoher Blutdruck, Rauchen, Diabetes oder erhöhte Blutfette. Bei einer größeren Gruppe von Betroffenen sind auch Herzrhythmusstörungen mit Vorhofflimmern nachweisbar. Vor allem bei jüngeren Patient:innen werden meist seltenere Ursachen für den Schlaganfall gefunden. Dazu gehören Einrisse in der Arterienwand (Dissektion) oder ein Loch in der Herzvorhofwand (offenes Foramen ovale, „patent foramen ovale“ = PFO), die dann den venösen Gerinnseln eine besondere Durchgangspforte bieten. 
Bei ca. 10-20% der Betroffenen liegt eine Hirnblutung vor, die meist durch einen erhöhten Blutdruck ausgelöst wird und die in der Computertomographie sofort nachweisbar ist. Aber auch Anomalien von Hirngefäßen oder die Einnahme von Blutverdünnern können – oft in Verbindung mit Bluthochdruck – eine Hirnblutung verursachen.

Akute Behandlung eines Schlaganfalls

Ein Schlaganfall ist ein absoluter Notfall. Es gilt das Motto: „Time is brain.“ Das heißt: Je schneller ein Schlaganfallpatient medizinisch versorgt wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass keine bleibenden Behinderungen auftreten.
Bei einem Verdacht auf einen Schlaganfall muss sofort über den Notruf 112 der Notarzt verständigt werden, denn die ersten Stunden sind entscheidend für den Heilungserfolg. Wenn der Betroffene innerhalb der ersten 4,5 Std. nach Beginn der Beschwerden in der Klinik ist, kann bei einer Minderversorgung des Gehirns eine Thrombolyse (Lysetheraphie) durchgeführt werden, bei der die Blutgerinnsel im Gehirn durch eine Spezialinfusion aufgelöst werden. Erleiden Patient:innen den Schlaganfall schlafend und wachen erst mit den Symptomen auf (Wake-up-Stroke), dann kann durch ein spezielles Bildgebungsverfahren der eigentliche Zeitpunkt des Schlaganfalls abgeschätzt werden. Zudem wird zumeist direkt eine Gefäßdarstellung angeschlossen. Wenn dabei der Verschluss eines größeren Gefäßes nachweisbar ist, können unsere Spezialist:innen – innerhalb eines Zeitraums von wenigen Stunden nach dem Schlaganfall – das Gerinnsel mit der Technik der mechanischen Thrombektomie (MTE) entfernen. Die ersten Tage verbringen unsere Patient:innen auf der Schlaganfall-Spezialstationen, der Stroke Unit. Unsere neurologische Klinike in Günzburg gehört zu den wichtigsten Schlaganfallzentren in Bayerisch-Schwaben. Dort werden alle wichtigen Funktionen überwacht, damit sich das Gehirn optimal erholen kann. Sehr rasch erfolgt dort auch die Behandlung der Schlaganfallpatient:innen durch Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie. 
Bei einer Hirnblutung ist zumeist die optimale Einstellung des Blutdrucks die wichtigste Therapiemaßnahme, ggf. auch der Ausgleich einer Gerinnungsveränderung, selten auch eine operative Ausräumung.

Folgetherapie eines Schlaganfalls

Je nach Art und Ursache des Schlaganfalls werden im Anschluss an die akute Versorgung individuelle Medikamente gegeben, teils unterschiedlich lang und zu abgestuften Zeitpunkten, um einen erneuten Schlaganfall zu verhindern.
Bei verbliebenen Defiziten wird eine Anschlussheilbehandlung in Form einer Rehabilitation eingeleitet.
 

Neurochirurgie

Spezialisten für Kopf, Gehirn und Wirbelsäule

Wann kommt die Neurochirurgie zum Einsatz?

Die Neurochirurgie ist ein relativ „junges Fach“ in der Medizin. Sie befasst sich vornehmlich mit der Erkennung, operativen Behandlung, Nachsorge, Rehabilitation und Erforschung von Erkrankungen, Fehlbildungen und Verletzungen des zentralen (ZNS) und peripheren Nervensystems (PNS). 

Behandlungsspektrum der Neurochirurgie und Schwerpunkte

Neuroonkologie

In der Neuroonkologie werden Tumorerkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems behandelt. Dazu zählen unter anderem Gliome, Meningeome, Hypophysenadenome oder Schwannome aber auch Metastasen. Sie entstehen durch Absiedelungen von Tumoren in das Nervensystem. 
Die enge Vernetzung innerhalb des Neuroonkologischen Organzentrums am integrativen Tumorzentrum CCCU (Comprehensive Cancer Center Ulm) ermöglicht die Qualitätssicherung und interdisziplinäre Versorgung auf höchstem Niveau unter Einbeziehung neuester onkologischer Forschungsergebnisse. 

Schädelbasis-Chirurgie

Innerhalb des interdisziplinären Schädelbasis-Zentrums am Universitätsklinikums Ulm ist die Schädelbasis-Chirurgie, insbesondere die endoskopische Schädelbasis-Chirurgie ein bedeutender Schwerpunkt der Neurochirurgie am BKH Günzburg.

Vaskuläre Neurochirurgie 

Die vaskuläre Neurochirurgie umfasst die Diagnostik, Bewertung, Behandlung und Nachsorge von Gefäßerkrankungen des Gehirns und des Rückenmarks. Dabei liegt die gemeinsame Kompetenz von Neurochirurgie, Neuroradiologie, Neurologie, Anästhesie und spezialisierter Intensivmedizin am BKH Günzburg in der Notfallbehandlung und Intensivtherapie von kritisch erkrankten Patienten mit Hirnblutungen und Hirninfarkten. 
Unser interdisziplinäres Kompetenzteam ermöglicht die spezialisierte Bewertung, (Zweitmeinungs-) Beratung und Nachsorge von Patienten mit neurovaskulären Erkrankungen im Rahmen unserer Spezialambulanz.

Chirurgie Peripherer Nervenerkrankungen

Die chirurgische Behandlung von peripheren Nervenerkrankungen beschäftigt sich mit Verletzungen, Engpass-Syndromen (Karpaltunnel, Kubitaltunnel, Tarsaltunnel, Thoracic-Outlet-Syndrom uvm.) und Tumoren peripherer Nerven. Die Sektion Periphere Nerven (SPNC) am BKH Günzburg ermöglicht eine hochspezialisierte Behandlung peripherer Nervenerkrankungen. 

Wirbelsäulenchirurgie

Die Wirbelsäulenchirurgie umfasst die Behandlung verschiedenster Erkrankungen (u.a. Verletzungen, Verschleißerkrankungen und Tumoren) der gesamten Wirbelsäule (Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule). Am BKH Günzburg bieten wir unseren Patienten ein breitgefächertes Spektrum an Methoden: Schmerztherapie, minimalinvasiv-endoskopische und -mikrochirurgische Verfahren bis hin zu instrumentierenden Eingriffen („Versteifungen“) bei komplexen Wirbelsäulenfehlstellungen.
Ein bedeutender Schwerpunkt ist dabei die Behandlung von Alterserkrankungen der Wirbelsäule.

Operative Schmerztherapie

Innerhalb des interdisziplinären Schmerzzentrums am BKH Günzburg besteht der neurochirurgische Schwerpunkt für spezielle operative Therapieverfahren bei chronischen Schmerzsyndromen (Schmerzschrittmacher, Medikamentenpumpen etc.).
 

Arteriovenöse Malformationen (AVM)

Was ist eine Arteriovenöse Malformation?

Arteriovenöse Malformationen sind seltene, in der Regel angeborene und komplexe Gefäßfehlbildungen des Gehirns oder Rückenmarks. Kennzeichnend sind Kurzschlussverbindungen zwischen Hirnarterien und -venen ohne zwischengeschaltetes Kapillarbett. Die Folge ist ein sogenannter arteriovenöser Shunt (= Verbindung zwischen normalerweise getrennten Gefäßen) mit einer verstärkten Druckbelastung der Hirnvenen.

Symptome einer Arteriovenösen Malformation

Nur etwa 20% der arteriovenösen Malformationen gehen mit Symptomen einher. Meistens handelt es sich um einen Zufallsbefund im Rahmen von anderen Untersuchungen. 
Zu den häufigsten Symptomen, gehören neurologische Ausfallerscheinungen (z.B. Lähmungen, Gefühlsstörungen, Sehstörungen) in Folge einer Hirnblutung, epileptische Anfälle und Kopfschmerzen. Arteriovenöse Malformationen sind die Hauptursache für Hirnblutungen bei jungen Erwachsenen.

Behandlung einer Arteriovenösen Malformation

Die Analyse, Beratung und Behandlung erfolgen interdisziplinär unter Einbeziehung der Neuroradiologie, Neurologie, Neurochirurgie und Strahlentherapie. 
Bei AVMs, die zu einer Blutung geführt haben, ist die Behandlungsindikation eindeutig. Dabei stehen Fragen der intensivmedizinischen Therapie, des optimalen Behandlungszeitpunktes und der Behandlungsstrategie (Operation, Embolisation, kombinierte Behandlung) im Vordergrund. 
Zufällig entdeckte arteriovenöse Malformationen werden nicht in jedem Fall behandelt. Eine Behandlung erfolgt erst nach sorgfältiger interdisziplinärer Risikoabwägung und Beratung. 
 

Bandscheibenvorfall

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Der Bandscheibenvorfall ist ein „Volksleiden“, von dem in Deutschland etwa 800.000 Menschen jährlich betroffen sind. Bandscheibenvorfälle sind meist eine Folge von Alterung und Verschleiß. Durch das Einreißen des sogenannten Faserrings kann Bandscheibengewebe in den Wirbelkanal austreten und auf Rückenmark oder Nerven drücken. Prinzipiell sind Bandscheibenvorfälle in jedem Abschnitt der Wirbelsäule möglich, sie treten aber gehäuft an der unteren Hals- und Lendenwirbelsäule auf. 

Symptome eines Bandscheibenvorfalls

Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls können sowohl akut als auch schleichend über mehrere Tage hinweg einsetzen. Liegt ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule vor, äußert sich dies eher selten durch Rückenschmerzen. Sehr viel häufiger treten ausstrahlende, sogenannte radikuläre Schmerzen im Bein auf. Bandscheibenvorfälle an der Halswirbelsäule verursachen meist Nackenschmerzen und strahlen in die Arme aus. Die radikulären Schmerzen können mit Missempfindungen, einem Taubheitsgefühl oder einer Lähmung der Muskulatur einhergehen. Ein Notfall entsteht dann, wenn hochgradige Lähmungen oder gar eine Beeinträchtigung der Blasen- und Mastdarmentleerung (= Cauda equina Syndrom) auftreten. 

Behandlung eines Bandscheibenvorfalls

Häufig bilden sich die Symptome eines Bandscheibenvorfalls von allein bzw. unter konservativer Therapie zurück. Eine minimalinvasive mikrochirurgische oder endoskopische Operation ist insbesondere bei neurologischen Ausfällen oder starken Schmerzen angezeigt. Die Entscheidung zur Operation muss gemeinsam mit den Patient:innen unter Berücksichtigung einer Vielzahl von Faktoren (Bildbefund, aktuelle Beschwerden, soziale Situation, Beruf etc.) getroffen werden.
 

Hirntumore

Was ist ein Hirntumor?

Der Begriff Hirntumor ist ein Sammelbegriff für eine lokale Raumforderung im Gehirn. Dabei werden sogenannte primäre Hirntumoren von sekundären Hirntumoren unterschieden. Primäre Hirntumore bilden sich aus den Zellen des Gehirns, während die sekundären Tumoren aus Absiedlungen oder Metastasen anderer Tumore des Körpers entstehen. 

Symptome eines Hirntumors

Hirntumoren machen zunächst wenig oder keine Beschwerden und werden daher häufig erst spät erkannt. Die Symptome können variieren und insbesondere von der Lage des Tumors abhängen. Häufig machen sich Hirntumoren durch neu auftretende Krampfanfälle, also abnorme elektrische Entladungen des Gehirns, welche zum Beispiel zu unwillkürlichen Zuckungen einer Körperhälfte führen, bemerkbar. Aber auch Persönlichkeitsveränderungen und neurologische Ausfallserscheinungen wie Lähmungen, Sprach- oder Gedächtnisstörungen können auf einen Hirntumor hinweisen. Möglicherweise treten unspezifische Symptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Kopfschmerzen auf.  

Behandlung eines Hirntumors

Die Behandlung von Hirntumoren erfolgt in speziellen neuroonkologischen Zentren mit einer hochgradig vernetzten Infrastruktur. Diese werden regelmäßig durch die Deutsche Krebsgesellschaft (https://www.krebsgesellschaft.de) geprüft und zertifiziert. Die Art der Behandlung von Hirntumoren hängt stark von ihrer feingeweblichen und molekularen Beschaffenheit ab. 
 

Hydrocephalus

Was ist ein Hydrocephalus?

Für den Begriff Hydrocephalus wird umgangssprachlich auch der Ausdruck Wasserkopf verwendet. Darunter versteht man eine krankhafte Störung der Hirnwasserzirkulation, eine sogenannte Liquorzirkulationsstörung. Für einen Hydrocephalus gibt es eine Vielzahl von Ursachen: Er kann angeboren oder erworben sein, in Folge einer Hirnblutung oder durch Tumoren oder Zysten entstehen. 

Symptome eines Hydrocephalus

Zunächst unterscheidet man zwischen einem akuten und einem chronischen Hydrocephalus: Der akute Hydrocephalus entwickelt sich in sehr kurzer Zeit und führt unbehandelt zu einem lebensbedrohlichen Zustand. Durch die akute Liquorzirkulationsstörung kommt es zu einer Hirndruckerhöhung mit erheblichen Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Ohne Behandlung ist eine rasch eintretende und zunehmende Bewusstseinsstörung mit möglichen Krampfanfällen die Folge. Symptome des chronischen Hydrocephalus entstehen meist schleichend und werden häufig über längere Zeit nicht bemerkt. Zu den typischen Anzeichen zählen Kopfschmerzen, Gangstörungen, Harninkontinenz, Sehstörungen, die als ein unspezifisches unscharfes Sehen wahrgenommen werden, sowie der Abbau der Hirnleistung. 

Eine Sonderform des Hydrocephalus ist der sogenannte Normaldruckhydrocephalus oder Altershydrocephalus, welcher nicht mit klassischen Hirndruckzeichen, jedoch mit einer typischen Symptomkonstellation aus Gangstörung, demenzieller Entwicklung und Harninkontinenz einhergeht.

Wie kann man einen Hydrocephalus behandeln?

Ziel der Behandlung ist die Normalisierung der Liquorzirkulation und damit die Senkung des gesteigerten Hirndrucks. Sie richtet sich nach der Ursache des Hydrocephalus. Dabei können neben der Implantation eines liquorableitenden Systems (Liquorshunt, VP-Shunt) auch minimalinvasiv endoskopische Techniken zur Anlage eines alternativen Abflussweges für den Liquor (Drittventrikulozisternostomie) eingesetzt werden. 
 

Hypophysenadenom

Was ist ein Hypophysenadenom?

Ein Hypophysenadenom ist ein gutartiger Tumor der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse), die als zentrales Organ zahlreiche Hormondrüsen des menschlichen Körpers steuert. Hypophysenadenome gehören zu den häufigen Tumoren des zentralen Nervensystems und können sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen auftreten.

Symptome eines Hypophysenadenoms

Erste Symptome können Sehstörungen sein, die durch Druck auf die Sehnervenkreuzung, die oberhalb der Hypophyse verläuft, entstehen. Außerdem kann die Hormonausschüttung der Hypophyse beeinträchtigen sein oder in unkontrollierter Weise Hormone ausschütten und dadurch schwerwiegende endokrinologische Erkrankungen hervorrufen. Dazu gehören Morbus Cushing, Akromegalie und im Kindesalter auch Gigantismus. Da sich der Hormonmangel in Folge der Hypophysenstörung schleichend entwickelt, werden die Symptome von den Betroffenen häufig erst spät wahrgenommen.

Behandlung eines Hypophysenadenoms

Nicht alle Hypophysenadenome müssen operiert und können medikamentös behandelt werden. Ob eine medikamentöse Therapie infrage kommt, wird anhand eines Hormonprofils festgestellt. 

Häufig werden Hypophysenadenome als Zufallsbefund in kernspintomografischen Aufnahmen, die aus anderen Gründen veranlasst wurden, diagnostiziert. Rufen Sie keine Symptome hervor, eine Behandlung nicht zwingend erforderlich und regelmäßige Verlaufskontrollen ausreichend.

Eine operative Entfernung eines Hypophysenadenoms wird minimalinvasiv über die Nasenhöhle durchgeführt. Nach der Operation ist es wichtig, den Hormonhaushalt zu überprüfen und gegebenenfalls fehlende Hormone zu ersetzen. Eine langfristige Nachsorge sowohl von neurochirurgischer als auch endokrinologischer Seite ist erforderlich.
 

Kavernom

Was ist ein Kavernom?

Kavernome sind Gefäßmissbildungen, die in allen Geweben des menschlichen Körpers vorkommen können. Die Gefäßknäuel variieren in ihrer Größe deutlich und bestehen aus kleinen dünnwandigen Blutgefäßen. Sie treten mit einer Häufigkeit von etwa 0,5 % auf. Der Blutfluss in den Kavernomen ist sehr gering. Je nachdem, welches Gewebe betroffen ist, verursachen sie unterschiedliche Beschwerden. Entstehen die Kavernome im zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark), ist dies von klinischer Bedeutung.

Symptome eines Kavernoms

Die meisten Kavernome des Zentralnervensystems sind symptomlos und werden zufällig durch eine Kernspin- oder Computertomografie im Rahmen einer Abklärung von Kopfschmerzen, Schwindel oder Tinnitus entdeckt.

Die Symptome eines Kavernoms hängen von seiner Lage und Größe ab. Das häufigste Anzeichen zerebraler Kavernome (CCM) sind Anfälle. Darüber hinaus kann eine Einblutung oder Thrombose in Abhängigkeit von der anatomischen Lage zu sehr unterschiedlichen neurologischen Symptomen führen: Das können beispielsweise eine Halbseitenlähmung, Schluck- und Sehstörungen sein. Kavernome des Hirnstamms gehen meist mit Ausfällen der Hirnnerven wie Doppelbildern, Schluckstörungen, aber auch einer Gangstörung einher. Kavernome des Rückenmarks äußern sich durch Sensibilitätsdefizite und/oder eine Gangstörung.

Behandlung eines Kavernoms

Kavernome werden operativ mikrochirurgisch behandelt. Eine Behandlungsindikation besteht v.a. bei symptomatischen Kavernomen, insbesondere solche in eloquenten, funktionell bedeutsamen Regionen. Ihre chirurgische Behandlung nutzt daher modernste Verfahren der präoperativen Bildgebung und computergestützten Operationsplanung, Neuronavigation und der intraoperativen elektrophysiologischen Überwachung der betroffenen Funktionsareale (Neuromonitoring). 
 

Kraniopharyngeom

Was ist ein Kraniopharyngeom?

Ein Kraniopharyngeom ist ein gutartiger Tumor, der sich im Bereich der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) entwickeln kann. Durch sein verdrängendes Wachstum entlang der Liquorräume des Gehirns kann er in unterschiedliche Areale vordringen und mannigfaltige Symptome auslösen. Es sind sowohl Kinder als auch Erwachsene betroffen.

Symptome eines Kraniopharyngeoms

Die häufigsten Symptome sind Sehstörungen, Störungen des Hormonhaushalts, Regulation des Hungergefühls und des Schlaf- und Wachrhythmus, Kopfschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen bei Behinderung des Liquorabflusses sowie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen.

Behandlung eines Kraniopharyngeoms

Eine operative Therapie ist fast immer die Behandlung der ersten Wahl. Dabei werden die Operationsstrategie und die Zugangsplanung aufgrund der unterschiedlichen Wachstumsmuster individuell festgelegt. Häufig ist es möglich, ähnlich wie bei Hypophysenadenome (Link einfügen), eine endoskopische Entfernung über die Nase vorzunehmen. Tumoranteile, die nicht operabel sind, müssen gegebenenfalls mittels Strahlentherapie behandelt werden. Es ist wichtig, die Hormonsituation vor und nach der Therapie zu untersuchen und ggf. eine Hormonersatztherapie einzuleiten. Langfristige Verlaufskontrollen in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Endokrinologen, Ophthalmologen und Radioonkologen sind für eine erfolgreiche Therapie erforderlich.
 

Lumbale Spinalkanalstenose

Was ist eine lumbale Spinalkanalstenose?

Die lumbale Spinalkanalstenose ist die häufigste Ursache für Rückenschmerzen und Gehbeschwerden bei älteren Menschen. Durch altersbedingten Verschleiß der Bandscheiben und Wirbelgelenke kommt es zu einer Verengung des Wirbelkanals und damit zu einer zunehmenden Einengung der dort verlaufenden Nerven.

Symptome einer lumbalen Spinalkanalstenose

Die Symptome einer lumbalen Spinalkanalstenose werden im medizinischen Sprachgebrauch als „Claudicatio spinalis“ bezeichnet. Typischerweise treten beim Gehen starke Schmerzen in den Beinen auf. Die Patient:innen berichten, dass sie gezwungen sind immer wieder Pausen einzulegen, also keine längeren Strecken am Stück gehen können. Dabei helfe es ihnen, sich vornüberzubeugen. Aus diesem Grund fragen die Ärzt:innen nach der sogenannten Gehstrecke, das heißt der Strecke, die ohne Schmerzen zurückgelegt werden kann. Häufig berichten die Betroffenen, dass die Beschwerden beim Fahrradfahren nicht auftreten. Die Symptome sind mit der Zeit zunehmend, das heißt, die schmerzfreie Gehstrecke wird kürzer und die Lebensqualität der Patient:innen wird dadurch stark beeinträchtigt.

Behandlung einer lumbalen Spinalkanalstenose

Die ursächliche Behandlung der lumbalen Spinalkanalstenose ist die Operation, diese hilft besser als eine längere konservative Therapie. Auf Basis der Beschwerden und der Einschränkung der Lebensqualität wird zusammen mit den Patient:innen eine geeignete Behandlung festgelegt. Eine Operation erfolgt minimalinvasiv mikrochirurgisch, was insbesondere im hohen Lebensalter ein sehr sicheres Verfahren ist. 
 

Meningeome

Was ist ein Meningeom?

Meningeome zählen zu den häufigsten Tumoren des zentralen Nervensystems. Sie gehen von den Hirnhäuten aus, sind in der Regel gutartig und entwickeln sich sehr langsam. Als kraniale Meningeome bezeichnet man Tumoren, die im Schädel wachsen. Abhängig von ihrer anatomischen Lage werden diese differenzierter benannt: z. B. als Konvexitäts-, Keilbeinflügel-, Olfactoriusrinnen- oder Felsenbeinmeningeom. Spinale Meningeome wachsen im Wirbelkanal.  

Symptome eines Meningeoms

Meningeome werden häufig zufällig im Rahmen einer bildgebenden Untersuchung wie nach einem Unfall, zur Abklärung eines Ohrgeräusches oder von Schwindel und Kopfschmerzen entdeckt. Diese asymptomatischen Zufallsbefunde werden im weiteren Verlauf durch eine Kernspintomografieuntersuchung kontrolliert. Eine Behandlung ist in seltenen Fällen erforderlich.

Die Symptome von Meningeomen sind vielgestaltig und abhängig von ihrer anatomischen Lage. Neben eher unspezifischen Anzeichen wie Kopfschmerzen oder epileptischen Anfällen kann eine Verschlechterung des Riech- und Sehvermögens, eine Gangstörung, eine Sensibilitätsstörung oder eine schleichende Persönlichkeitsveränderung auftreten. 

Spinale Meningeome werden oft sehr spät entdeckt. Sie führen zu schleichender Gangverschlechterung bis hin zur Querschnittslähmung.

Behandlung eines Meningeoms

Nicht jedes Meningeom bedarf einer Behandlung. Diese ist unter Betrachtung vieler individueller Faktoren wie dem Alter der Betroffenen, der Größe des Meningeoms, Begleiterkrankungen etc. abzuwägen. Die primäre Therapie eines symptomatischen Meningeoms oder eines Meningeoms mit nachgewiesener Größenzunahme besteht in einer operativen mikrochirurgischen Entfernung des Tumors. In komplexen Fällen können radiochirurgische Behandlungen oder Embolisation eingesetzt werden: alleine oder in Kombination mit einer Operation. 
 

Nervenkompressionssyndrome

Was ist ein Nervenkompressionssyndrom?

Nervenkompressionssyndrome sind chronische Irritationen und Druckläsionen peripherer Nerven. Diese treten meist an präformierten Engstellen im Nervenverlauf auf. Kompressionssyndrome können an fast allen Nerven auftreten: Thoracic Outlet Syndrom (TOS) (=Kompression des unteren Armnervengeflechts); Tarsaltunnelsyndrom (=Kompression des Tibialisnervs am Innenknöchel des Unterschenkels) oder Meralgia parästhetica (= Kompression eines Hautnerven des Oberschenkels im Bereich des Leistenbandes). Die zwei häufigsten Nervenkompressionssyndrome sind das Karpaltunnel-Syndrom (=Kompression des Medianusnerven am Handgelenk) und das Kubitaltunnelsyndrom (=Kompression des Ulnarisnerven am Ellenbogen). Insbesondere das Karpaltunnel-Syndrom ist weitverbreitet. Dabei sind Frauen deutlich öfter betroffen als Männer. 

Symptome eines Nervenkompressionssyndroms

Führende Symptome von Nervenkompressionssyndromen sind Parästhesien, Sensibilitätsstörungen, Lähmungen und Atrophien. Parästhesien sind reizunabhängige, krankhafte Missempfindungen im Versorgungsgebiet der Nerven, welche von den Betroffenen häufig als Kribbeln oder „Ameisenlaufen“ beschrieben werden. Eine Sensibilitätsstörung bezeichnet eine veränderte, zumeist verminderte Wahrnehmung z. B. von Berührung. Bei Lähmungen besteht eine Schwäche der Muskeln. So sind beispielsweise beim Karpaltunnel-Syndrom die Muskeln des Daumenballens betroffen. In ausgeprägten Fällen kommt es zu einem „Muskelschwund“, der Atrophie.

Behandlung eines Nervenkompressionssyndroms

Verläufe mit leichter Symptomatik können erfolgreich durch konservative Methoden wie eine nächtliche Schienenanlage behandelt werden. Bei starken Beschwerden ist eine Operation die Therapie der Wahl, mit dem Ziel, den Nervenengpass zu beseitigen und die Nerven zu dekomprimieren. Abhängig von individuellen Befunden können mikrochirurgische oder endoskopische Techniken eingesetzt werden. Die Erfolgsrate dieser Operationen ist mit über 90 % sehr hoch. 
 

Tiefe Hirnstimulation

Was ist eine Tiefe Hirnstimulation?

Die tiefe Hirnstimulation (THS) ist eine Behandlungsmöglichkeit für Patient:innen mit Bewegungsstörungen wie Morbus Parkinson, Dystonie oder Tremor. Ins Gehirn eingesetzte Elektroden (Hirnschrittmacher) senden elektrische Impulse an Nervenzellen und stimulieren bestimmte Hirnregionen. Die Motorik kann dadurch positiv beeinflusst und die Beschwerden gelindert werden. 

Symptome Parkinson

Die Parkinsonerkrankung ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie äußert sich in einer Steifigkeit der Muskulatur, einer gestörten Haltungsstabilität, einer Verlangsamung der Bewegungen, Zittern und einem kleinschrittigen und unsicheren Gangbild. Ein erstes Anzeichen kann sein, dass ein Arm beim Gehen weniger mitschwingt, Gestik und Mimik lassen nach.  

Symptome Tremor

Diese Bewegungsstörung zeigt sich vor allem im Zittern der Hände oder Beine, gelegentlich auch von Kopf oder Rumpf. Häufig beginnt es mit einem leichten Zittern in der stärkeren Hand, im weiteren Verlauf sind beide Hände betroffen. Die Schrift wird zunehmend unleserlich und feinmotorische Tätigkeiten bereiten immer größere Schwierigkeiten. 

Symptome Dystonie 

Hier zeigen sich unkontrollierbare Muskelzuckungen und unwillkürliche Verkrampfungen der Muskulatur. Diese können im Bereich des gesamten Körpers auftreten oder nur bestimmte Areale betreffen, wie z. B. die Hals- und Kopfregion (Torticollis spasmodicus). Der Kopf wird immer wieder krampfhaft zur Seite geneigt oder die Hände verüben schraubenartige Bewegungen. 

Behandlung

Wenn die medikamentöse Behandlung nicht mehr ausreichend ist, kann man Elektroden in definierte Hirnregionen einlegen, um durch Strom die Funktion dieser Region zu aktivieren und eine Verbesserung dieser Bewegungsstörung erreichen zu können.

Trigeminusneuralgie

Was ist eine Trigeminusneuralgie?

Als Trigeminusneuralgie werden einseitige blitz- und attackenartige, einschießende Gesichtsschmerzen im Stirn-, Wangen- oder Kieferbereich bezeichnet, die im Versorgungsgebiet des sogenannten Drillingsnervs Nervus trigeminus (5. Hirnnerv) liegen. 
Ähnlich zur Trigemniusneuralgie gibt es auch andere, meist durch Druck auf den Hirnnerven ausgelöste Krankheitsbilder wie der Facialis-Tic (Krämpfe der Gesichtsmuskulatur) oder die Glossopharyngeusneuralgie (Schmerzanfälle im Bereich des Rachens).

Symptome einer Trigeminusneuralgie 

Typisch für eine derartige Neuralgie sind starke Schmerzen in einer Gesichtshälfte, die durch sogenannte Trigger wie Kälte, Essen oder Berührung ausgelöst werden, nur sekundenlang andauern, aber mehrfach täglich auftreten. Die Schmerzen können sich nach Phasen völliger Beschwerdefreiheit salvenartig wiederholen. 

Behandlung einer Trigeminusneuralgie

Versagt die konservative Therapie (Medikamente, multimodale Schmerztherapie etc.) sollten operative Behandlungsmethoden zur effektiven Schmerzlinderung in Betracht gezogen werden. Hierzu kann ein Abpolstern des Drillingsnervs erfolgen (Mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta). Die Schmerzfreiheit liegt nach einer solchen Operation bei 80-90 % und ist damit sehr erfolgversprechend. 

Ist diese Operation aus verschiedenen Gründen nicht möglich, können sogenannte läsionelle, d. h. den Nerven schädigende Eingriffe, durchgeführt werden. Hierbei wird mit einer Nadel in Kurznarkose der Nervenknoten an der Schädelbasis (Ganglion Gasseri) punktiert und eine Läsion mithilfe von Hitze oder Glycerin gesetzt. Die Langzeitwirkung dieser Methode ist kürzer, kann aber ggf. mehrfach wiederholt werden.
 

Vestibularisschwannom

Was ist ein Vestibularisschwannom?

Ein Versibularisschwannom ist ein gutartiger Tumor des Hör- und Gleichgewichtsnerven. Er entsteht meistens im inneren Gehörgang und kann durch langsames Wachstum in das Innere des Schädels eindringen und Druck auf wichtige Gehirnstrukturen ausüben. 

Symptome eines Vestibularisschwannoms

Die meisten Patient:innen fallen durch eine einseitige Hörstörung auf. Bereits vorher kann das Gleichgewichtsorgan beeinträchtigt sein, ohne dass es die Betroffenen bemerken. Später können Schwindel, Übelkeit oder Erbrechen folgen. Manchmal ist der Gesichtsnerv, der ebenfalls durch den inneren Gehörgang verläuft, beeinträchtigt. 

Behandlung eines Vestibularisschwannoms

Insbesondere kleine Tumore können beobachtet und erst bei Größenzunahme oder zunehmenden Symptomen behandelt werden. 

Grundsätzlich können Vestibularisschwannome durch eine mikrochirurgische Tumoroperation oder eine spezielle strahlentherapeutische Behandlung, die sogenannte „Strahlenchirurgie“ behandelt werden. Insbesondere bei großen Tumoren ist die mikrochirurgisch Operation zu bevorzugen. Welche Behandlung im Einzelfall die besten Erfolgsaussichten verspricht, wird im Rahmen einer ambulanten Vorstellung individuell erörtert.   
 

Zerebrale Aneurysmen

Was ist ein Aneurysma?

Aneurysmen sind krankhafte Erweiterungen von Hirngefäßen, welche insbesondere an den Teilungsstellen der großen Hirnarterien an der Schädelbasis auftreten. Etwa 2 Millionen Menschen in Deutschland tragen ein solches zerebrales Aneurysma. 

Diese lokale Aussackung eines Blutgefäßes entwickelt sich aufgrund einer Schwächung oder Schädigung der Gefäßwand. Als beeinflussbare Risikofaktoren spielen vor allem hoher Blutdruck und Rauchen eine Rolle. Aneurysmen werden erworben, das heißt, sie entstehen im Laufe des Lebens. Letztlich handelt es sich um eine „Verschleißerkrankung“ der Hirngefäße. Bei einem kleinen Anteil besteht eine familiäre Prädisposition, also eine genetisch bedingte Krankheitsanfälligkeit zur Ausbildung eines Aneurysmas.  

Symptome eines Aneurysmas

Aneurysmen entwickeln sich in der Regel langsam und führen nicht zu Symptomen, sondern werden als Zufallsbefunde beispielsweise im Rahmen einer Kernspintomographie zur Kopfschmerz- oder Schwindelabklärung detektiert. Häufig zeigen Hirnaneurysmen erst massive Symptome, wenn die Aneurysmawand platzt (Ruptur) und es zu einer schweren Blutung, der sogenannten Subarachnoidalblutung kommt. Dies äußert sich durch plötzlich einsetzende, stärkste Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Benommenheit, Schläfrigkeit bis hin zu Bewusstlosigkeit und Koma. Dies ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der sofortiger notfallmedizinischer Hilfe bedarf. 

Behandlung eines Aneurysmas

Nicht jedes Aneurysma muss behandelt werden. Die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung berücksichtigt eine Vielzahl individueller Faktoren, die in einem persönlichen Beratungsgespräch erörtert werden. Die Abwägung zwischen persönlichen Behandlungsrisiken unterschiedlicher Behandlungsverfahren und dem individuellen natürlichen Risiko erfolgt im Rahmen einer interdisziplinären Besprechung (neurovaskuläres Board). 

Die Notfallversorgung rupturierter Aneurysmen erfolgt durch spezialisierte Behandlungsteams.