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Aus der Versorgungslandschaft nicht mehr wegzudenken

Die Protagonisten der Festveranstaltung „10 Jahre EX-IN Schwaben“: (von links) Andreas Jung, Uta Schick, Catherina Flader, Johannes Leinen, Barbara Holzmann, Prof. Dr. Alkomiet Hasan, Claudia Grafen-Schilcher, Prof. Dr. Thomas Becker und Raimund Mittler. Bild: Georg Schalk, Bezirkskliniken Schwaben

Das Projekt EX-IN gibt es in Schwaben seit zehn Jahren. Dabei werden psychisch Erkrankte zu Genesungsbegleitern ausgebildet. 125 Menschen haben diese Kurse in Kaufbeuren schon absolviert – und dabei auch viel über sich selbst erfahren.    

In einer psychischen Krise erscheint oft alles im Leben dunkel und hoffnungslos. „In dieser Situation brauchen Betroffene neben professioneller Hilfe und Unterstützung vor allem eines: Gesprächspartner, die ihnen Mut und Hoffnung geben“, sagt die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Barbara Holzmann. Genesungsbegleiterinnen und -begleiter sind solche Gesprächspartner. „Sie wissen es aus eigener Erfahrung, dass es besser werden kann. Sie bringen Licht ins Dunkel“, so Holzmann. Seit zehn Jahren können sich Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung in Schwaben zu solchen Genesungsbegleitern weiterbilden lassen, um psychisch Erkrankten bei ihrem Heilungsprozess zu unterstützen. Dieses Jubiläum wurde mit einer Festveranstaltung im Festsaal des Bezirkskrankenhauses (BKH) Kaufbeuren gefeiert. 

Ehemalige Betroffene helfen anderen Betroffenen – dieser Grundgedanke steht hinter dem Kürzel EX-IN, kurz für „Experienced Involvement“. Seit nunmehr einem Jahrzehnt verfolgen Bezirk und Bezirkskliniken Schwaben das Projekt EX-IN sehr erfolgreich, wie Redner bei der Veranstaltung betonten. „Genesungsbegleiterinnen und -begleiter sind längst anerkannte Botschafterinnen und Botschafter zwischen den betroffenen Menschen auf der einen und dem medizinischen Personal auf der anderen Seite. Sie nehmen die Perspektive betroffener Menschen in der Psychiatrie ein und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur psychiatrischen Versorgung der schwäbischen Bevölkerung“, stellte Barbara Holzmann fest. EX-IN sei aus der Versorgungslandschaft nicht mehr wegzudenken.

Laut Prof. Dr. Alkomiet Hasan, Ärztlicher Direktor des BKH Augsburg und Vorstand Krankenversorgung der Bezirkskliniken, arbeiten die Genesungsbegleiter in Kliniken „an der Schnittstelle aus dem Krankenhaus in die Ambulanz zurück ins Leben“. Dies sei eine wertvolle Tätigkeit. „Unser gemeinsames Ziel ist es, Menschen so zu entlassen, dass eine Teilhabe möglich ist“, so Prof. Hasan.  

Das Interesse an der Ausbildung ist nach wie vor hoch. „Bewerber kommen nicht nur aus Bayerisch-Schwaben und Oberbayern, sondern auch aus Baden-Württemberg und der Schweiz“, weiß Michael Mayer, Leiter der Akademie der Bezirkskliniken Schwaben, die ihren Standort am BKH Kaufbeuren hat. Im Juli 2013 startete der erste Kurs. Seitdem wurden schon etwa 125 Betroffene zu Genesungsbegleitern ausgebildet. Jeder Lehrgang dauert zwölf Monate. Die Teilnehmenden treffen sich jeden Monat an drei Tagen in der Akademie am BKH Kaufbeuren. Während des Jahres finden zusätzlich zwei Praktika statt. Die Bezirkskliniken treten bei EX-IN in einer Doppelfunktion auf: „Einerseits sind sie Anstellungsträger, andererseits Ausbildungsträger“, erläutert Prof. Hasan.

Eine ganze Reihe von EX-IN-lern arbeiten in den Bezirkskrankenhäusern, aber nicht nur: Sie sind auch in Tagesstätten für seelische Gesundheit tätig, bei Sozialpsychiatrischen Diensten sowie für Mitarbeitende und Führungskräfte in Unternehmen der freien Wirtschaft. Laut Barbara Holzmann sind es insgesamt etwa 30 in Schwaben. Zum Beispiel bei Olaf Höck, dem Leiter des Sozialpsychiatrischen Zentrums Kempten. Dieses hat drei Genesungsbegleiter eingestellt. Anfänglich habe es Berührungsängste gegeben, erzählt Höck. Der Alltag biete auch „gewisse Herausforderungen“. „Aber inzwischen genießen die EX-IN-ler bei den Kollegen höchste Anerkennung. Die Teams profitieren von dem Wissenstransfer“, erläutert der Leiter. Sein Fazit: „EX-IN ist top: Empfehlen Sie es weiter!“

Auch die Betroffenen selbst sehen in der Ausbildung viel Nutzen. Johannes Leinen, der nach eigenen Angaben manisch-depressiv ist, sagt, er habe durch den Kurs einen Perspektivwechsel in seinem Leben erfahren. „Ich betrachte meine Krankheit nicht mehr als Defizit, sondern als Ressource“, erzählt er offen und mutig am Rednerpult im Festsaal. Die Tätigkeit als EX-IN-ler sei für ihn ein „Austausch, der mein Leben bereichert“. Auch wenn es manchmal nur wenige Stunden seien, die er seine Arbeit im Sozialpsychiatrischen Zentrum der Diakonie Allgäu in Kempten ausüben könne, „sie gibt mir Sinn, Teilhabe und Struktur“, so Leinen.

Laut Moderatorin Viola Zwetschke braucht es Menschen mit Herzblut und Energie, damit ein solches Projekt erfolgreich wird. „Raimund Mittler vom Bezirk Schwaben ist so jemand. Er lebt das Projekt“, betonte Zwetschke. Lob von höchster Stelle bekamen Mittler und seine Mitstreiter von Catharina Flader. Es brauche in Deutschland immer wieder Zugpferde, „damit Dinge gelingen, wie sie in den letzten zehn Jahren entstanden sind“, so das Vorstandsmitglied von EX-IN Deutschland. Der Bezirk Schwaben sei eine solche Vorzeigeregion. 

Prof. Dr. Thomas Becker hielt den Festvortrag. Der ehemalige Leitende Ärztliche Direktor des BKH Günzburg stellte fest, dass die Selbsthilfe ein wesentlicher Motor für die Gesundung sei. „Peer-Support – übrigens ein globales Phänomen – boomt unglaublich in der Fachliteratur“, so Prof. Becker, der von einem exponentiellen Wachstum bei wissenschaftlichen Publikationen in den vergangenen Jahren sprach. Der Begriff Peer kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie Gleichwertige oder Ebenbürtige. Ein Peer wird auch als Experte aus Erfahrung oder Genesungsbegleiter bezeichnet. Becker bezeichnete das Modell „EX-IN“ als gut.

Claudia Grafen-Schilcher hat den Kurs 3 in Kaufbeuren besucht und 2016/17 ihren Abschluss gemacht. Inzwischen arbeitet sie als Genesungsbegleiterin bei der Herzogsägmühle der Diakonie Schongau/Peiting. Grafen-Schilcher wünschte den schwäbischen „Jubilaren“ für die Zukunft Beharrlichkeit, Verbundenheit unter allen Akteuren sowie eine starke Abschluss- und Jobquote.

Die stellvertretende Bezirkstagsvorsitzende Barbara Holzmann ist davon überzeugt, dass die Bedeutung von EX-IN weiterwachsen wird, darf und muss. Unternehmen könnten von dem Potenzial, das von dem Projekt ausgeht, nur profitieren. „Das Potenzial von Genesungsbegleitern muss allerdings genutzt werden, am besten bereits am Arbeitsplatz. In der Psychiatrie ist es zu spät“, findet Holzmann.   

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Gender Erklärung:
Die Bezirkskliniken Schwaben haben sich zum Ziel gesetzt möglichst offen, gendersensibel, geschlechtsneutral und inklusiv zu formulieren. Falls dies nicht möglich ist, gelten die verwendeten Personenbezeichnungen immer gleichermaßen für alle Geschlechter.